Dach-begrünung: Aufbau, Materialien und Statik

Dachbegrünung ohne großen Aufwand selbst in die Hand nehmen.

Dachbegrünungs-Komplettpakete

Dächer auf Vogelhäusern, Vorbauten, Carports, Gartenhäusern und Garagen eignen sich gut für die Eigenarbeit. Im Fachhandel gibt es dafür Dachbegrünungs-Komplettpakete, die für einen guten und stabilen Grundaufbau sorgen. Die Pakete enthalten in der Regel Folien und Vlies sowie eine Entwässerungs-Festkörperdrainage. Es gibt unterschiedliche Ausführungen von Gründachpaketen, zum Beispiel mit diesen Bestandteilen: Schutzmatten, Schutz- und Filterfolien, Drainage, Systemerde mit passendem Saatgut, Substrat und Sedumsprossen auf Matten. Nicht alle Gründachpakete sind über das „10.000 Grüne Dächer“-Programm förderfähig. Abhängig ist das von der Wasserrückhalte-Kapazität des Gründach-Aufbaus (25 l/m²).

Wenn Sie einen Dachgarten – die intensive Dachbegrünung – anlegen wollen, sollten Sie auf jeden Fall eine Fachfirma beauftragen. Denn es gibt Einiges zu beachten und bestimmte Voraussetzungen müssen erfüllt werden.

 

Voraussetzungen für eine Dachbegrünung

Egal, welche Dachbegrünung Sie am meisten anspricht, eines gilt für alle Varianten: Für eine Dachbegrünung benötigen Sie ein fachgerecht abgedichtetes Dach mit einer entsprechenden Statik. Das heißt, das Dach muss die zusätzliche Last aushalten können. Die Art der Dachkonstruktion ist zunächst egal, ob Massivdecke oder Trapezblech, ob ein- oder zweischalig, ob mit oder ohne Gefälle oder deutlich geneigt. Wichtig ist, dass die Deckenkonstruktion für das zusätzliche Gewicht ausgelegt ist.

Tschüss Kiesdach, hallo Dachbegrünung

Wie wird aus einem grauen Flachdach ein kleines grünes Paradies? Ulrike Raasch, Ökologin und Projektentwicklerin beim Klima.Werk, kann die Frage beantworten. Sie hat selbst erlebt, wie einfach und schnell es ging, eine Begrünung aufs Dach zu bringen. Sie selbst hat zuvor die Statik nicht noch einmal extra überprüfen lassen, weil sie sich an der Faustregel orientiert hat: „Wenn ein Dach eine Kiesbeschichtung trägt, dann trägt es auch einen Gründachaufbau. Auf dem Dach von Ulrike Raasch blüht und grünt es seitdem jedenfalls: Ein großes Plus für Mensch und Natur.

Portrait von Ulrike Raasch
Zitat-Anfang Wenn ein Dach eine Kiesbeschichtung trägt, dann trägt es auch einen Gründachaufbau. Zitat-Ende

Ulrike RaaschGründachbesitzerin

Aufbau einer Dachbegrünung

Jedes Gründach – egal ob extensiv oder intensiv begrünt – hat einen mehrschichtigen Aufbau. Jede Schicht hat dabei eine spezielle Funktion.

Pflanzebene

Bepflanzt wird das Dach am besten mit hitze- und trockenresistenten Staudengewächsen, Kräutern, Gräsern und Dickblattgewächsen (z.B. Fette Henne).

Vegetationstragschicht

Das ist der Ersatzoden, in den die Pflanzen eingesetzt werden. Verwendet werden aufbereitete Mischungen mit weniger Gewicht als herkömmliche Erdesorten.

Filterschicht

Dient dazu, dass beim Aufnehmen von Regenwasser keine unerwünschten Kleinteile in die Dränage-Schicht geraten.

Dränageschicht

Hier wird überschüssiger Niederschlag zwischengespeichert, um die Pflanzen bei Trockenheit zu versorgen.

Wurzelschutzfolie

Wurzelfeste Matte, die eine Beschädigung der Dachabdichtung durch Wurzeln verhindert.

Schutzlage

Die oberste Schicht auf der Dachkonstruktion ist eine beliebige Dachabdichtung zum Schutz des Daches.

Dachaufbau

Eigentliche Dachkonstruktion und damit der Unterbau, auf dem die Schichten für die Dachbegrünung aufgesetzt werden.

Zu sehen ist eine 3D-Grafik vom Aufbau der extensiven Dachbegrünung. Die unterste Schicht ist das Dach, dadrüber die Dachabdichtung und die Schutzlage, welche wuzelfest ist. Als nächstes kommt eine Filterschicht und darüber dann das Substrat. Als letztes kommt oben drauf die Bepflanzung.

Materialien für den Schichtenaufbau bei der Dachbegrünung

  • Pflanzebene: Auf dieser Ebene wächst das eigentliche Grün. Hier müssen Sie die richtige Pflanzenauswahl treffen, die zu Ihrer Wahl der Dachbegrünung und des gewählten Systems passt – ob extensiv oder intensiv. Achten Sie bei der Planung Ihres Gründaches auch auf die Standortverhältnisse, zum Beispiel auf den Sonneneinfall. Gibt es auf dem Dach reine Sonnenplätze? Liegen Teile des Daches im Schatten, zum Beispiel durch die Nachbarbebauung? Wie sieht's mit den Windverhältnissen aus? Für eine extensive Begrünung, zum Beispiel von Flachdächern können Sie im Handel Komplettpakete kaufen, inklusive Pflanzen wie beispielsweise Sedumsprossen

  • Vegetationstragschicht: Die Vegetationstragschicht einer Dachbegrünung – der eigentliche Nährboden für die Pflanzen – besteht meist aus einem Substrat. Dieser sogenannte Schüttstoff ist zu einem großen Teil mineralisch, er enthält aber auch organische Substanzen. Die Basis für das Substrat bilden natürlich vorkommende Stoffe wie Lava oder Bims, mitunter aber auch Recyclingstoffe wie Tonziegel und Kompost. Eine gute Substratqualität erkennt man unter anderem daran, dass sie viel Wasser speichern kann, eine stabile Struktur hat und gut durchlässig ist.

Tipp

Gut zu wissen: Für Intensivbegrünungen braucht man ein feineres Substrat mit mehr Nährstoffen. Die Schicht muss außerdem dicker aufgetragen werden als bei einer Extensivbegrünung.

  • Filterschicht: Das Filtervlies oder die Filterschicht sorgt dafür, dass keine feinen Teile aus der Substratschicht in die Dränageschicht eingespült werden und deren Funktion beeinträchtigen.
  • Dränageschicht, Dränagematten für die Dachbegrünung: Die Dränageschicht, auch Dränschicht genannt, sorgt dafür, dass anfallendes Wasser, das vom Substrat nicht aufgenommen werden kann, gezielt in die Dachabläufe geleitet wird. Je nach Ausführung kann die Dränschicht auch zusätzlich Wasser speichern. Es gibt verschiedene Materialien für Dränschichten, denn es gilt: Je mehr Wasser aufgenommen werden muss, desto wirksamer muss die Entwässerung sein. Damit das Dach nicht zu schwer wird, nimmt man leichte Materialien zum Bau von Dränschichten. Zum Beispiel verwendet man Dränagematten, Dränplatten und Dränelemente aus Kunststoff oder Schüttungen aus Lava oder Blähton.
  • Wurzelschutzfolie: Diese Folie kann, muss aber nicht verlegt werden. Ob das sinnvoll ist, hängt davon ab, welche Pflanzen Sie setzen wollen und wie tief diese wurzeln. Die Wurzelschutzfolie schützt die Abdichtung.
  • Schutzlage: Das Material (Bahnen) schützt das Dach gegen mechanische Einwirkungen. Auf neu gebauten oder sanierten Dächern liegt meistens ein dünnes Trenn-Vlies, das zudem für den Feuchtigkeitsausgleich sorgt.
  • Dachaufbau: Zum Dachaufbau zählen alle Funktionsschichten. Sie können je nach Dachart variieren.

Info

Gut zu wissen: Eventuell lassen sich mit einer Dachbegrünung auch die Anforderungen des Gebäudeenergiegesetztes (GEG) aus dem Jahr 2024 erfüllen, indem Sie einen Begrünungsaufbau mit entsprechender Wärmedämmschicht anbringen.

Dachbegrünung fördern lassen

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Dachbegrünung und Statik

Es gibt nicht die eine Dachkonstruktion, die für alle Begrünungsarten gleichermaßen gut geeignet ist. Wenn Sie sich nicht sicher sind, lassen Sie sich am besten von einem Baustatiker oder einer Baustatikerin beraten. Bei Fertigbauten (Carports, Garagen) finden sich Hinweise zu Statik und Dachlast häufig in den Herstellerangaben oder können beim Hersteller erfragt werden.

Für die fachgerechte Ausführung der Dachabdichtung, der Dachbegrünung und die fachgerechte Pflege der Pflanzen können Sie Dachdeckerbetriebe, Landschaftsarchitekten oder Gartenbaubetriebe ansprechen.

Statik für extensive und intensive Begrünung

Die statische Belastung eines Flachdachs hängt vor allem von der Schichtdicke des Substrats und dessen Flächengewicht ab. Dabei müssen Sie immer vom schwersten Zustand ausgehen, also dann, wenn das Dach z.B. wassergesättigt ist oder unter Schneelast steht. Lassen Sie sich im Zweifel von Expert:innen beraten, beispielsweise von Statiker:innen.

  • Gewicht der extensiven Dachbegrünungen: Sie wiegen in der Regel 80 bis 170 kg/m² (zum Beispiel bei einer Begrünung mit Sedum und einer Schichtdicke von 10 cm inkl. Vegetation, Filter- und Dränschicht).Leichtgründachsysteme mit einer Substratschichtdicke von nur ca. 4 bis 5 cm kommen im Vergleich auf ein Gewicht von 60 bis 70 kg/m². Diese Systeme sind allerdings über das „10.000 Grüne Dächer“-Programm nicht förderfähig.
  • Gewicht der intensiven Dachbegrünungen: Hier entstehen Flächenlasten ab ca. 300 kg/m² (im wassergesättigten Zustand mit Bepflanzung, ca. 20 cm Substrat). Sind größere Gehölze auf der Dachfläche gepflanzt, können über 1.000 kg/m² erreicht werden.

Info

Gut zu wissen: Verkehrslasten – Lasten, die nicht regelmäßig auf das Dach einwirken – wie Schneelast, Personen oder Maschinen, müssen Sie gesondert berechnen. 

Ist das eigene Dach für eine Begrünung geeignet?

Dachentwässerung bei der Dachbegrünung

Dachbegrünungen haben einen positiven Einfluss auf auf den Abfluss von Regenwasser – heißt: Sie sorgen dafür, dass das Regenwasser nicht in der Mischwasserkanalisation landet, sondern dem natürlichen Wasserkreislauf zurückgegeben wird. Ein großer Teil des Niederschlags verdunstet an der Oberfläche von Pflanzen und Substrat. Ein weiterer Teil wird im Substrat oder mitunter auch in der Speicherschicht zurückgehalten. Das Ergebnis: Schon eine Schicht von 10 cm extensiver Begrünung verringert den Spitzenabfluss eines Dachs um bis zu 70 %.

Tipps für die Dachentwässerung

  • Auch wenn die Dachbegrünung einen großen Teil des Regens aufnimmt, muss das überschüssige Wasser über Dachabläufe oder innen liegende und eingebaute Dachrinnen sowie Notüberläufe ablaufen können. Wie viel Wasser Sie abführen müssen, hängt vor allem von der Aufbauhöhe der Begrünung ab – und von der Intensität der zu erwartenden Niederschläge
  • Bei Gründächern muss also das Entwässerungssystem dafür sorgen, dass das Oberflächenwasser aus der Vegetationsschicht und überschüssiges Wasser aus der Dränageschicht sicher abläuft.

  • Ihre Entwässerungseinrichtungen sollten Sie so einbauen, dass Sie sie jederzeit kontrollieren können. Über Dachabläufen müssen Sie Kontrollschächte vorsehen. Um diese herum ordnen Sie außerdem einen pflanzenfreien Streifen an, zum Beispiel aus Kies.
  • Spezielle Kiesfangleisten werden bei Dachbegrünung auf Flachdächern, Balkonen und Terrassen eingesetzt. Sie verhindern, dass zum Beispiel die Kiesschüttung in die Dachrinne oder über den Dachrand abrutscht. Kiesfangleisten sorgen dafür, dass das Wasser kontrolliert abläuft. 
  • Flachdächer sollten gemäß den Flachdachrichtlinien ein Mindestgefälle von 2 % aufweisen. Wenn Ihre Dachfläche weniger als 2 % Gefälle hat und es dort immer wieder zu Pfützenbildung kommt, sollten Sie Ihren Begrünungsaufbau darauf abstimmen. In dem Fall brauchen Sie eine Dränschicht, die so hoch ist, dass noch genug Luft zwischen Filtervlies und stehendem Wasser bleibt.

Dachbegrünung auf dem Schrägdach

Flachdächer, Carports oder Garagen sind perfekt für eine Begrünung. Und wie sieht es mit Pult-, Sattel- und Walmdächern aus, also mit Schrägdächern? Auch hier kann man eine Dachbegrünung planen – aber ab einer Neigung von zehn Grad wird es komplizierter.

Bei der Dachbegrünung auf einem Schrägdach gelten im Prinzip die gleichen Voraussetzungen wie bei Flachdächern: Die Statik und die Dachunterkonstruktion müssen so ausgelegt sein, dass ein Gründachaufbau möglich ist. Am besten ist eine Dachneigung von maximal 15 Grad. Lassen Sie sich von Expert:innen beraten, denn bei Dächern ab einer Neigung von zehn Grad wirken immense Schubkräfte. Das heißt, dass die Gründachschichten wie Vegetation, Substrat und Drainage abrutschen können. Sie müssen also mithilfe spezieller Systeme, zum Beispiel Dachaufkantungen und Schubsicherungen, gut gesichert sein. Auch Erosion und Unwetter können ein schräges Gründach leichter schädigen als ein begrüntes Flachdach.

Rechtliche Aspekte bei der Dachbegrünung

Gehen Sie auf Nummer sicher und sprechen Sie mit dem zuständigen Bauamt, bevor Sie mit der Dachbegrünung beginnen. Hier erhalten Sie verlässliche Auskunft darüber, ob und welche Genehmigungen Sie benötigen. Normalerweise dürfen Sie Ihr Dach extensiv begrünen, ohne dass Sie dafür spezielle Genehmigungen einholen müssen. 

Wichtig: Bitte beachten Sie, dass Sie vor dem Bau eines begehbaren Dachgartens eine Baugenehmigung beantragen und ein statisches Gutachten einholen müssen. Denn in diesem Fall geht es um eine sogenannte Nutzungsänderung. Hinweis: Es gibt sogar Fälle, in denen die Begrünung von Dächern rechtlich vorgeschrieben ist. Solche Regelungen finden Sie in örtlichen Bebauungsplänen, in Bausatzungen oder in Gestaltungssatzungen der Gemeinden. 

Wann dürfen Dächer nicht begrünt werden?

Selten gibt es rechtliche Regelungen, die die Anlage von begrünten Dächern verbieten. 
Zum Beispiel dann, wenn es örtliche Gestaltungssatzungen gibt, die eine bestimmte Art der Dachbedeckung vorschreiben, zum Beispiel aus Gründen des Denkmalschutzes.

Oder die Anlage einer Dachbegrünung verbietet sich, weil technische und fachliche Gegebenheiten vorliegen, die keine ordnungsgemäße Anlage einer Dachbegrünung zulassen, zum Beispiel, wenn der Dachunterbau nicht trägt.

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