Ulrike Raasch: Ihr Gründach ist Lebensraum

Ein Win-win für Mensch und Umwelt

Ein Gründach mit pinken Blumen im Vordergrund. Eine Frau läuft über das Dach.

Wenn Ulrike Raasch morgens das Rollo in ihrem Flur hochzieht und auf ihr Gründach blickt, ist die Freude besonders groß. Die Ökologin aus dem Ruhrgebiet ist schon seit einem Jahr stolze Gründachbesitzerin – und kann es jeder Hausbesitzerin und jedem Hausbesitzer nur ans Herz legen. Denn ein Gründach ist nicht nur schön anzusehen, es bringt auch viele andere Vorteile mit sich.

Schon lange war ihr das Kiesdach – eigentlich ja nichts anderes als ein Schottergarten auf dem Dach – ein Dorn im Auge. Und mit ihrer Tätigkeit als Ökologin sowie Projektentwicklerin beim Klima.Werk auch nicht vereinbar.

Portrait von Ulrike Raasch
Zitat-Anfang Kies auf dem Dach ist nicht im Sinne der Klimaanpassung. Es ist weder naturnah noch artenfreundlich. Ich wollte die Steinwüste einfach weghaben. Zitat-Ende

Ulrike RaaschGründachbesitzerin

In einem Jahr ist ziemlich viel passiert: Wo vorher grauer Kies lag, blüht es heute. Nach dem Bau des Gründachs haben sich die Pflanzen & Kräuter gut entwickelt und schmücken heute das Dach von Ulrike Raasch.

Gesagt, getan:
Kiesdach adé!

Die Ruhrgebietlerin entschied sich dazu, ihr 60 Quadratmeter großes Dach zu begrünen. Das bedeutete für sie zunächst: Unternehmen für die Umsetzung recherchieren und mehrere Kostenvoranschläge einholen. 2.500 Euro Eigenanteil blieben nach Abruf von Fördermitteln aus einem anderen Programm (nicht 10.000 Grüne Dächer) übrig.

Bevor es an die Umsetzung der Dachbegrünung geht, muss eigentlich zunächst die Statik des Daches untersucht werden. Dieser Schritt entfiel aber bei Ulrike Raasch. Sie erklärt: „Bei Kiesdächern gibt es eine Faustformel: Die statische Last eines Kiesdachs entspricht in etwa der eines Gründachs.“

Förderung beantragen

Für die Antragstellung benötigen Sie einen aktuellen Bescheid über Grundbesitzabgaben, die Größe der zu begrünenden Dachfläche, eine aktuelle Bankverbindung des Eigentümers, der Eigentümerin sowie ein aktuelles Foto des noch nicht begrünten Dachs.

Zum Gründach
in null Komma nichts

Der Umbau vom Kies- zum Gründach verlief insgesamt unkompliziert: Insgesamt waren nur wenige Arbeitsschritte nötig. Zusammengenommen umfasste der Aufwand etwa zwei Arbeitstage.

Apropos Pflanzen

Die Mischung macht’s

Auf dem Dach von Ulrike Raasch befindet sich eine bunte Mischung aus Kräutern und Zwiebeln, welche besonders schöne Blüten haben, sowie Sedumpflanzen, die robust sind und auch längere Zeit ohne Wasser auskommen.

Bei der Pflanzenauswahl hat die Ökologin darauf geachtet, dass zu jeder Zeit immer etwas auf dem Dach blüht. Ausnahmen bilden natürlich die Wintermonate. Das Gründach steht bei ihr aber auch nie ganz in Blüte, es ist vielmehr ein wechselndes Farbenspiel, das auch nicht zufällig gewählt ist, wie sie erklärt.

Portrait von Ulrike Raasch
Zitat-Anfang Die Pflanzen stehen zu verschiedenen Zeiten in Blüte und werden unterschiedlich von Insekten angeflogen. Damit hält mein Gründach nicht nur immer ein Angebot für das Auge bereit, sondern jeweils auch einen anderen Speiseplan für Insekten. Zitat-Ende

Ulrike RaaschGründachbesitzerin

Erste Effekte
schnell bemerkbar

Nach einem Jahr ist zwar noch nicht das ganze Dach mit Pflanzen bedeckt, aber schon jetzt merkt die Begrünerin die Vorteile: „Bereits im letzten Sommer war es deutlich kühler unter dem Dach. Das liegt daran, dass das Gründach eine gute isolierende Wirkung hat und die Verdunstung der Pflanzen natürlich auch ihren Teil dazu beiträgt.“

Anderweitig machen sich die Effekte des begrünten Dachs ebenfalls bemerkbar. So landen immer öfter Vögel auf dem Dach und picken dort nach Insekten. Auch der Nistkasten für Spatzen, der in der Nähe des Daches hängt, wird seit dem Umbau zum Gründach zum ersten Mal von Vögeln genutzt. Für Ulrike Raasch steht fest: „Das Dach ist Lebensraum geworden.“

Ein bergüntes Dach. Pinke Blumen im Vordergrund
Im Frühjahr blüht die Begrünung farbenfroh und holt den Garten aufs Dach.

Insgesamt ist sie sehr begeistert und mehr als zufrieden mit ihrem grünen Dach – so sehr, dass die Ruhrgebietlerin es jeder oder jedem in ihrer Nachbarschaft wärmstens empfiehlt. Zumal die Pflege auch mehr als überschaubar ist.

Kühler

wird es unter dem Dach.

Tiere

wie Insekten und Vögel fühlen sich wie zuhause.

Gründach pflegen
– einfacher als gedacht 

Den Pflegeaufwand ihres extensiven Gründachs empfindet Ulrike Raasch insgesamt als gering. Anfangs hat sie allerdings genauer hingeschaut. In den ersten Tagen nach dem Pflanzen hat die Begrünerin bei Trockenheit gegossen. Schließlich bedeuteten sowohl Transport als auch das Einsetzen Stress für die Pflanzen. Da die Pflanzen außerdem zu Beginn nicht das ganze Dach bedeckten, hatte Unkraut mehr Chancen sich anzusiedeln und auszubreiten. Mittlerweile ist ihr Gründach etwa zu 50 Prozent bedeckt, Tendenz steigend.

Im zweiten Jahr bis zum Frühling war die Ökologin bislang nur eine Stunde auf ihrem Gründach, um den unerwünschten Aufwuchs, den Laien Unkraut nennen, zu entfernen. Aus der Substratschicht lässt sich dieses besonders leicht herausziehen. Den zukünftigen Aufwand schätzt sie gering ein: „Spätestens wenn die Pflanzen das Dach komplett bedecken, wird es maximal ein bis zwei Pflegedurchgänge im Jahr bedürfen. Das sind aufs Jahr gerechnet für 60 Quadratmeter etwa zwei Stunden Arbeit.“

Die Gründachbesitzerin merkt aber auch an, dass es auf den Anspruch ankomme: Ihre Pflanzen sind nämlich nicht streng ausgerichtet. Nicht jedes aufkommende Unkraut reißt sie sofort aus. Das ist auch im Sinne der Artenvielfalt. Schließlich handelt es sich dabei auch um die Nahrung für Vögel und Co.

Zu sehen ist eine Frau, welche auf einem Dach auf das Substrat Pflanzen verteilt.

Tipps für
Gründach-Interessierte

Ulrike Raasch ist sich sicher: Sie würde sich immer wieder für das begrünte Dach entscheiden. Wer mit dem Gedanken spielt, sich ebenfalls eines anzuschaffen, dem gibt sie folgende Tipps mit auf den Weg:

In Sachen Gründach ist die Beratung das A und O. Interessierte sollten sich daher vorab Gedanken darüber machen, wie das Ganze aussehen soll und sich von Unternehmen dahingehend beraten lassen, wie die Dachbegrünung aussehen kann.

Die Preise für Gründächer variieren unabhängig von der Größe sehr. Wer den Preis weiter reduzieren möchte, kann das beispielsweise über die Wahl des Substrats machen. Im Falle von Ulrike Raasch wurde recycelter Bauschutt, der frei von Schadstoffen ist, ausgelegt. Das ist nicht nur preisgünstiger, sondern auch nachhaltiger als etwa Lava-Substrat, das beispielsweise in der Eifel noch abgebaut werden muss.   

Vor dem Umbau empfiehlt Ulrike Raasch auf die Standortverhältnisse zu achten. Man muss sich Fragen stellen wie: Liegt das Dach in der Sonne oder befindet es sich komplett, teil- oder zeitweise am Tag im Schatten? Wie verläuft das Licht tagsüber über das Dach? Denn grundsätzlich gilt: An schattigeren Plätzen sollten andere Pflanzen eingesetzt werden als an Orten, die ständigem Licht ausgesetzt sind.

Pflanzen auf einem Gründach sollten möglichst hitze- und trockenresistent sein. Darüber hinaus sollten sie optimalerweise in der Lage sein, im Falle eines Totalausfalles wieder auszutreiben und wiederzukommen.

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Zukunftsinitiative Klima.Werk/EGLV & Rupert Oberhäuser/EGLV

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