
Hitzerisiken reduzieren
Drückende Hitze am Tag, tropische Nächte (wärmer als 20 °C) und insgesamt längere Hitzeperioden mit hoher UV-Strahlung sind in den Sommermonaten keine Seltenheit mehr. Es sind Folgen des Klimawandels, welche die Lebensqualität und die Gesundheit der Menschen besonders in Städten beeinträchtigen. Die Städte der Emscher-Region und der Kreis Recklinghausen arbeiten gemeinsam mit der Emschergenossenschaft in der Zukunftsinitiative Klima.Werk an gemeinsamen Standards für dynamische kommunale Hitzeaktionsplanungen. Dazu gehört beispielsweise, dass Bürgerinnen und Bürger bei akuten Hitzeereignissen besser geschützt und informiert werden, dass Risiken für hitzebedingte Krankheits- und Sterbefälle minimiert werden und blaugrüne Infrastrukturen zur langfristigen Abkühlung der Innenstädte und Wohnquartiere ausgebaut werden. Das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr (MUNV) fördert das Vorhaben mit rund 1,4 Millionen Euro. Das Ministerium setzt dafür Fördergelder aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE/Regio.NRW - Transformation) ein.
Gemeinsam gegen Hitze: die Emscher-Kommunen
Mit einem Klick auf die Karte, kommst du zum Hitzeportal der jeweiligen Kommune.
Abgestimmtes Vorgehen im Ernstfall
Die gemeinsame Strategie soll dafür sorgen, Tipps und Verhaltensempfehlungen in die Breite zu tragen und für den Ernstfall Vorsorge zu treffen. Das bedeutet: Im Falle einer Hitzewarnung des Deutschen Wetterdienstes soll es in Zukunft ein abgestimmtes Vorgehen in den Kommunen und auch untereinander geben. Dabei soll festgelegt werden, welche Einheit in den Städten als zentrale Koordinierungsstelle fungiert oder wie die Meldekette (Kommunikationskaskade) aufgebaut ist, um Einwohner:innen zu warnen und Schaden abzuwenden. Auf städtischer Seite sind viele Akteure einzubinden, dazu gehören die Bereiche Gesundheit, Klima, Umwelt, Planung, Bevölkerungsschutz, Soziales u.a. mit Kita und Schule sowie Tiefbau. Auf der nicht-öffentlichen Seite gehören Ärzte, Pflegeeinrichtungen, Krankhäuser, Arbeitsschutz oder Sozialeinrichtungen zu den Zielgruppen.
Regenwasser als kühlendes Element
Längerfristiges Ziel der Hitzeaktionsplanung ist es, die Hitzebelastung in den Städten zu reduzieren mit Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung. So geht es auch darum, Projekte nach dem Schwammstadt-Prinzip anzustoßen und umzusetzen. Beim Schwammstadt-Umbau spielt Regenwasser eine zentrale Rolle und ist eine wichtige Ressource. Indem Niederschlag lokal versickern oder verdunsten kann, wird er dem natürlichen Wasserkreislauf zurückgegeben mit positiven Effekten fürs Mikroklima in einer Stadt (Kühlung).
Ergebnisse können alle Kommunen übernehmen
An der Hitzeaktionsplanung wird zeitnah in verschiedenen Arbeitspaketen gearbeitet, bis April 2027 gibt es weitere Etappen zur Umsetzung von mittel- und langfristigen Maßnahmen. Die Ergebnisse können alle beteiligten Kommunen für ihre konkrete Hitzeaktionsplanung vor Ort übernehmen und sich die Bausteine und Maßnahmen heraussuchen, die lokal passen. Die mögliche Übertragung der Erkenntnisse auf weitere Städte zum Beispiel im Lippeverbandsgebiet wird im Rahmen des Projektes berücksichtigt.
Beteiligte Städte und Projektpartner
Unter dem Dach der Zukunftsinitiative Klima.Werk arbeiten an dem Projekt die Emschergenossenschaft sowie die 16 Kommunen entlang der Emscher (Bochum, Bottrop, Castrop-Rauxel, Dinslaken, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Gladbeck, Herne, Herten, Holzwickede, Mülheim an der Ruhr, Oberhausen, Recklinghausen, Witten) und die weiteren Städte des Kreises Recklinghausen (Datteln, Dorsten, Haltern am See, Marl, Oer-Erkenschwick und Waltrop).
Partner in dem Projekt sind außerdem Bundes- und Landesorganisationen wie der Deutsche Wetterdienst (DWD), das Landeszentrum Gesundheit NRW (LZG.NRW), das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) oder der Regionalverband Ruhr (RVR), der Betriebskrankenkassen (BKK) Landesverband Nordwest, das Deutsche Institut für Normung (DIN) sowie aus der Wissenschaft die Hochschule für Gesundheit Bochum und die Hochschule für Ökonomie und Management (FOM).
Die Vorteile der gemeinsamen Hitzeaktionsplanung
- Entlastung der kommunalen Fachabteilungen
- Tipps und Verhaltensempfehlungen werden in die Breite getragen
- Schnelleres, abgestimmtes Handeln im Ernstfall
- Initiierung längerfristiger Hitzeschutzmaßnahmen (Klimaanpassung)
- Abgestimmtes Vorgehen in den Kommunen nach einer Hitzewarnung des Deutschen Wetterdienstes (Meldekette)
- Erarbeitung von gemeinsamen Standards für Hitzeaktionspläne

Gesundheit
Hitze hat erhebliche Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System und führt zu einer erhöhten Sterblichkeit. Der Körper kann die überschüssige Wärme nicht ausreichend abgeben, was zu einem Anstieg der Körperkerntemperatur führt. Außerdem führt Hitze zu Erkrankungen der Atemwege und der Nieren sowie zu einer veränderten Wirkung von Medikamenten.

Hilfssystem
Hitzeschutz ist ein solidarisches Thema, besonders vulnerable Gruppen sind auf Hilfe angewiesen. Hilfe kann dabei sowohl von ehrenamtlichen Helfer:innen, also auch von offiziellen Trägern geleistet werden. Mit Hilfe eines koordinierten Alarmierungssystems (Kommunikationskaskade) sollen im akuten Hitzefall die helfenden Akteure alarmiert und Schutzmaßnahmen umgesetzt werden.

Hitze
In der Stadt kommt es vermehrt zum „Wärmeinsel-Effekt“. Straßen, Gebäude und Asphalt speichern tagsüber die Wärme und geben sie nachts nur langsam wieder ab. Die Folge sind höhere Spitzentemperaturen, längere Hitzeperioden und mehr warme Nächte (Tropennächte >20°). Erhöhte Temperaturen führen zu Herz-Kreislauf-Problemen, zur Verbreitung von allergenen Pollen und zur Vermehrung von Krankheitserregern und Krankheitsüberträgern.

Hitzewarnsystem
Im Akutfall müssen Hitzewarnungen an die Bevölkerung und insbesondere an vulnerable Gruppen kommuniziert und Hitzeschutzmaßnahmen umgesetzt werden. Mit Hilfe einer Warnkaskade werden die notwendigen Akteure informiert und Hitzeschutzmaßnahmen eingeleitet. Auslöser sind in der Regel Hitzewarnungen des Deutschen Wetterdienstes.

Temperatur
Der Klimawandel führt weltweit zu steigenden Durchschnittstemperaturen, insbesondere in den Städten. Aufgrund des „Wärmeinsel-Effekts“ sind die Temperaturen dort deutlich höher als im ländlichen Raum, mit steigender Tendenz.

Verschattung
Verschattung ist ein wesentlicher Hebel für die Schaffung kühler Orte und insbesondere für den UV-Schutz. UV-Strahlung schädigt das Erbgut und ist die Hauptursache für Hautkrebs; gesundheitliche Schäden können prinzipiell jeden treffen, besonders aber Kinder und Menschen, die im Freien arbeiten.

Vulnerable Gruppen
Vulnerable Gruppen gegenüber Hitze sind besonders Schutzbedürftige Personengruppen, hierzu zählen ältere Menschen, Säuglinge und Kleinkinder, Schwangere, Menschen mit psychischer Erkrankung, Menschen unter Drogen oder Alkoholeinfluss, Menschen mit chronischen Krankheiten (Herzkrankheiten, Fettleibigkeit und Bluthochdruck), Menschen mit eingeschränkter Mobilität, Menschen, die anstrengende Arbeit im Freien verrichten oder Sport treiben, Menschen die von Armut und Wohnungslosigkeit betroffen sind, Menschen die isoliert sind (verwitwete, geschiedene, alleinstehende) und Menschen die die Sprache nicht sprechen und möglicherweise keinen Zugang zu Informationen haben.

Für Hochwasser-Lagen gibt es Einsatz- und Katastrophenschutzpläne, für belastende Hitzewetterlagen sind diese bisher nicht verpflichtend. Genau wie Starkregen macht jedoch auch Hitze nicht an den Stadtgrenzen halt, deshalb ist es sinnvoll, eine gemeinsame, abgestimmte Strategie zu entwickeln.
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Prof. Dr. Uli PaetzelVorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft

Wir übernehmen gemeinsam Verantwortung und treffen gemeinsam Vorsorge. Unser Ziel ist es, eine Blaupause mit einheitlichen Standards zu entwickeln, die als Basis für die Aufstellung von Hitzeaktionsplänen in den Kommunen dient. Im Fokus stehen dabei besonders der Schutz und die Aufklärung vulnerabler Gruppen.
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Sören LinkOberbürgermeister der Stadt Duisburg

Hitzewellen werden in Zeiten des Klimawandels auch in Bochum immer häufiger und länger auftreten. Somit müssen wir uns an den Klimawandel anpassen und die heißen Bereiche in der Stadt kennen sowie das Bewusstsein für Hitze stärken. Die Umsetzung von Maßnahmen zum Hitzeschutz ist dabei ein wichtiger Bestandteil.
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Jonas KettlingKlimaanpassungsmanager Stadt Bochum
