Kiesfläche wird zum Garten

Flächen am Emscherhaus klimaresilient umgestaltet

Grüne Pflanzen wachsen vor einem Haus.

Schottergärten sind für das Mikroklima in Städten Gift: Sie heizen sich bei Sonneneinstrahlung auf und bieten kaum Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Die Emschergenossenschaft hat deshalb Beete an ihrer Hauptverwaltung in Essen auf einer Fläche von rund 250 Quadratmetern entsiegelt und begrünt.

Aus Grau mach‘ Grün: Tschüss Schottergarten!

An der Kronprinzenstraße in Essen liegt die Hauptverwaltung der Emschergenossenschaft. Die Flächen entlang des Emscherhauses zwischen Gebäude und Bürgersteig waren bis Anfang 2023 nur mit Kies verfüllt und von Eibenhecken umgeben. Kiesbeete wurden ursprünglich als pflegeleicht und zeitgemäß empfunden. Mittlerweise sind die negativen Effekte auf die Biodiversität und das Kleinklima in Städten bekannt: Diese Art der Beetgestaltung bietet kaum Lebensräume für Flora und Fauna, insbesondere Insekten. Zusätzlich wirkt die Kiesoberfläche wie ein Wärmespeicher, der die Umgebungstemperatur zusammen mit der Gebäude-Fassade im Sommer aufheizt. Das ist besonders ungünstig, da sich das Emscherhaus in einem Innenstadtklima befindet und damit in einem Bereich, der sich ohnehin aufgrund der dichten Bebauung stark aufheizt und während längerer, wetterbedingter Hitzephasen kaum abkühlt. Um den Backofen-Effekt in diesem Teil des Südviertels zu mildern, starteten Ende 2022 die Arbeiten für die ökologische und klimaresiliente Aufwertung der Beete.

Klimaanpassung mit Flächenbegrünung

Eine vielgestaltige, dynamische und dauerhafte Staudengemeinschaft wächst nun entlang des Emscherhauses an der Mozartstraße. Soll heißen: Bei der Umgestaltung des Beetes sind Pflanzen eingesetzt worden, die übers Jahr verteilt nacheinander blühen, in unterschiedlichen Wuchshöhen, Farben und Ausbreitungsarten. Bei der Auswahl der Pflanzen ist darauf geachtet worden, dass die Gestaltung natürlichen, heimischen Pflanzengesellschaften entspricht, die sich weitgehend selbst regulieren. Das hat den Vorteil, dass das Beet nicht aufwändig gepflegt werden muss, nachdem es einmal entsprechend angelegt wurde. Zudem bietet die verlängerte Blühzeit eine Nahrungsquelle für Wildbienen und Insekten über das ganze Jahr. Dabei gilt: Geduld ist gefragt, Pflanzen brauchen Zeit, um sich zu entwickeln. Stauden, Kräuter oder Frühblüher wie Narzissen wachsen nun über dem Kies. Das hat viele Vorteile:

  • Die Pflanzen im Beet speichern Regenwasser, der Niederschlagabfluss wird so verringert
  • Mehr Grün bedeutet mehr Verdunstung – und das bedeutet mehr Kühlung
  • Die begrünte Kiesbeet-Fläche heizt sich weniger auf, das verbessert das Stadtklima
  • Das verbessert das Mikroklima im Stadtgebiet
  • Grün statt Grau: Die Flächen sehen schöner aus und bieten Tieren und Pflanzen einen neuen Lebensraum
Eine Frau in schwarzem T-Shirt und kurzen Haaren lacht.
Zitat-Anfang Schottergärten werden immer noch von privaten oder öffentlichen Immobilieneigentümern angelegt, weil sie vermeintlich pflegeleichter sind. Naturnah gestaltete Freiflächen an Gebäuden oder Vorgärten machen aber, einmal bepflanzt, nicht viel mehr Arbeit. Und ihr positiver Effekt für die Artenvielfalt in der Stadt und für die Hitzevorsorge ist groß. Zitat-Ende

Nora Scholpp-RouxProjektentwicklerin in der Serviceorganisation der Zukunftsinitiative Klima.Werk

Wasser.Zeichen macht aufmerksam

Mit der Begrünung der Kiesbeet-Flächen will die Emschergenossenschaft mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, wie die extensive Gestaltung von Freiflächen an öffentlichen und privaten Gebäuden aussehen kann. Regenwasser speichern und begrünen: Maßnahmen, die unsere Städte klimarobuster und lebenswerter machen, zeichnet die Zukunftsinitiative Klima.Werk mit einem Wasser.Zeichen aus. Um auf den Wandel vom Schottergarten zum Grüngarten aufmerksam zu machen, steht auch an der Kronprinzenstraße ein Wasser.Zeichen. Wer das Schild sieht, kann einen Blick um die Ecke und aufs Grün werfen. Gefördert worden ist die Umgestaltung des Kiesbeets mit Mitteln aus dem Förderprogramm „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ des Landes Nordrhein-Westfalen.

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Klaus Baumers/EGLV