Prosper-Hospital

Abkopplung von Regenwasser

Versickerungsteich vor dem Prosperhospital.

Der Umbau der Entwässerung weg von der Ableitung durch die Kanalisation zur Kläranlage und hin zur naturnahen Regenwasserbewirtschaftung ist auch nachträglich im Bestand erfolgreich möglich – genau das zeigt dieses Projekt.

Allein das Krankenhaus und die Stadt sparen durch die Abkoppelung des Regenwassers von der Kanalisation enorme Kosten. Zudem profitieren Kleinklima und Biodiversität von der naturnahen Gestaltung des Geländes. Gleichzeitig steigt der Erholungswert für Patient:innen und Beschäftigte.

Anfang des Jahrtausends splittete die Stadt Recklinghausen die Gebühren für Schmutz- und Regenwasser. Dadurch ergab sich für das Prosper-Hospital wie auch für andere Grundstückseigner in der Stadt die Chance, das Regenwasser großflächig von der Kanalisation abzukoppeln und damit die laufenden Abwassergebühren deutlich zu senken. Denn das saubere Regenwasser versickert dann auf dem eigenen Gelände und muss nicht mehr durch die Kläranlagen geschickt werden.

Die Idee zur Abkoppelung von Dach-, Wege- und Hofflächen des Krankenhauses hatte das Planungsbüro Landschaft + Siedlung aus Recklinghausen, das auch die Stadt Recklinghausen und die Emschergenossenschaft mit ins Boot holte. In einem ersten Schritt koppelten die Landschaftsplaner:innen im Jahr 2004/2005 etwa 4,2 Hektar der befestigten Fläche ab, in den folgenden Jahren kamen nach Umbauten verschiedener Gebäude weitere 0,5 Hektar hinzu. Erstmals wurde im Stadtgebiet eine so große Fläche abgetrennt. Die Stadt Recklinghausen zeichnete das wegweisende Projekt 2005 denn auch mit dem städtischen Klimaschutzpreis aus.

Portrait Ulrike Raasch
Zitat-Anfang Dieses Projekt zeigt, wie das Zusammenspiel von blau und grün Lebensqualität, Kleinklima & Biodiversität verbessert. Zitat-Ende

Ulrike RaaschMitarbeiterin in der Serviceorganisation der Zukunftsinitiative Klima.Werk bei der Emschergenossenschaft

Neuer Weg des Regenwassers

Für eine oberflächige Ableitung des Regenwassers war das großzügige Gelände am Prosper-Hospital mit seiner Hanglage nahezu ideal. In enger Abstimmung mit dem Auftraggeber:innen und den Fachplaner:innen legten Landschaftsgärtner:innen ein vernetztes Entwässerungssystem aus offenen Rinnen, Mulden, extensiven Wiesen, Teichen und Überläufen an. Der Krankenhaus-Betrieb lief derweil ungehindert weiter.

Zum Ausgleich der Topografie wurden Muldenkaskaden mit oberflächigen Überleitungsrinnen gebaut, die das Wasser, das in den jeweiligen Mulden nicht selbst versickerte, von der obersten Mulde im Norden Stufe für Stufe bis in die unterste Mulde weiterleiten. Von dort gelangt das überschüssige Wasser in den historischen Teich, in dem es sich bis zu einem Meter hoch aufstauen kann. Steigt das Wasser nach Starkregen noch höher, fließt es von dort in einen Notüberlauf und in eine 30 Meter lange Mulde, wo es in der umliegenden Wiese versickert. Unter den Straßen, die den Hang queren, verlegten die Landschaftsgärtner Rohre, mit denen das Wasser weitergeführt wird.

Die Animation zeigt den Wasserfluss zwischen den Mulden:

Das gesamte System stärkt den natürlichen Wasserkreislauf und speist zudem das Grundwasser. „In den vergangenen Jahren ist das Projekt immer besser geworden“, resümiert Ulrike Raasch, Projektentwicklerin in der Serviceorganisation der Zukunftsinitiative Klima.Werk. Denn die mittlerweile in die Tiefe gewachsenen Wurzeln der vielen Stauden, die hier zusätzlich gepflanzt worden sind, verbesserten die Versickerung des Regenwassers.

Viele Seiten profitieren von der neuen blau-grünen Landschaft

  • Bereits im Jahr nach der Realisierung sparte das Prosper-Hospital über 30.000 Euro an Abwassergebühren. Weil das Hospital von den 355.000 Euro Planungs- und Umsetzungskosten im ersten Schritt durch die Förderung der Emschergenossenschaft lediglich 52.000 Euro selber tragen musste, amortisierte sich die Investition schon im zweiten Jahr. Pro Jahr werden heute 32.800 Kubikmeter Wasser von der Kanalisation ferngehalten.
  • Für die Stadt Recklinghausen reduzierte sich der Sanierungsbedarf für das Kanalnetz. Der Abschnitt der Kanalisation, der saniert werden musste, verringerte sich deutlich und die Stadt sparte so rund 10 Prozent der Sanierungskosten ein.
  • Das Kleinklima und die Biodiversität verbesserten sich durch Wasserelemente, Wiesen und Pflanzungen. Der naturnahe Wasserkreislauf und das Grundwasser profitieren ebenfalls.
  • Die Erlebbarkeit von Wasser macht das Krankenhausgelände zu einem Ort der Entspannung für Patient:innen, Beschäftige und Besucher:innen.
  • Der historische Teich führt heute mehr Wasser. Er muss nicht mehr so häufig über die Brunnenpumpe nachgespeist werden, um Verdunstungen auszugleichen.
  • Bisher hat das vernetzte Entwässerungssystem alle Regenwassermengen bewältigen können, sehr zur Freude der Anwohner:innen unterhalb des Hanges.

Motiviert durch den Erfolg des Prosper-Hospitals sind in Recklinghausen weitere Abkoppelungsprojekte auf den Weg gebracht worden: Das Rathaus, das Stadthaus A und das Gelände rund um die Metro, das etwa 3,6 Hektar umfasst, wurden von der Kanalisation abgetrennt.

Adresse

Mühlenstraße 27
45659 Recklinghausen

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355.000

Euro Planungs- und Umsetzungskosten

303.000

Förderung durch die ZVR (Zukunftsvereinbarung Regenwasser)

52.000

Euro Eigenanteil des Prosper-Hospitals für 4,2 ha

30.000

Euro und mehr spart das Krankenhaus im Jahr an Betriebskosten

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Bilder: Zukunftsinitiative Klima.Werk/EGLV