Regenwasser wird in Witten abgeleitet

Projektentwickler koppelt große Fläche von Kanalisation ab

Für ein bereits im Detail durchgeplantes Abkoppelungsprojekt stellte die Treu Immo GmbH im Sommer 2021 einen Antrag auf Förderung bei der Emschergenossenschaft. 5,2 Hektar Dach- sowie befestigte Hof- und Parkplatzflächen plus Zufahrten wollte das Unternehmen im Wittener Gewerbegebiet Brauckstraße von der Mischwasserkanalisation abtrennen, in Mulden versickern lassen und unterirdisch in den nördlich gelegenen Grotenbach ableiten. Ein Jahr nach Antragstellung war das Vorhaben bereits umgesetzt.

Von der Idee bis zur Umsetzung

Im August 2021 reichte die Treu Immo GmbH, eine Tochter der Essener Thelen Gruppe, die Stadtquartiere und Gewerbegebiete entwickelt, eine fertige Projektskizze samt Bau- und Kostenplan bei der Emschergenossenschaft ein und beantragte Fördermittel. Das von einem Ingenieurbüro ausgearbeitete Konzept, eine besonders große Fläche von 5,2 Hektar – Dach-, Hof- und Parkplatzflächen sowie Zufahrten – im Gewerbegebiet Brauckstraße in Witten-Annen abzukoppeln, überzeugte die Verantwortlichen in der Serviceorganisation der Zukunftsinitiative Klima.Werk bei der Emschergenossenschaft.

  • Treu Immo GmbH koppelte 5,2 Hektar Dach- und befestigter Hoffläche von der Mischwasserkanalisation ab
  • Abgetrenntes Regenwasser wird nun in Versickerungsmulden zusammengeführt
  • Bodenschichten filtern das Regenwasser
  • Behandeltes Regenwasser fließt über kurzen Einleitungskanal gedrosselt in Grotenbach
  • Das Unternehmen spart Abwassergebühren ein

Anfang September 2021 wurde der Förderantrag genehmigt, zwei Wochen später begann der Immobilienentwickler mit den Bauarbeiten rund um die Immobilien an der Brauckstraße 30-36, die unter anderem an Amazon und DHL vermietet sind. Das Projekt erfüllte die Förderbedingung „Ableitung in ein Gewässer“. Das abgekoppelte Regenwasser wird in den nördlich gelegenen Grotenbach abgeleitet, der von der Emschergenossenschaft im Zuge des Emscher-Umbaus renaturiert worden war. Aus dem Fördertopf Zukunftsvereinbarung Regenwasser (ZVR) förderte der Wasserwirtschaftsverband das Projekt mit knapp 500.000 Euro. Die Fertigstellung erfolgte im Herbst 2022, also rund ein Jahr nach Antragstellung.

Portrait Carolin Borgmann
Zitat-Anfang Erfreut hat uns an diesem Projekt insbesondere die Flächengröße, die hier am Stück abgekoppelt wurde und die Menge an Regenwasser, die dem natürlichen Wasserkreislauf wieder zur Verfügung gestellt wird. Zitat-Ende

Carolin BorgmannMitarbeiterin der Serviceorganisation der Zukunftsinitiative Klima.Werk bei der Emschergenossenschaft

Info

Die für die Mischwasserkanalisation in Witten zuständige ESW Entwässerung Stadt Witten musste vorab die Treu Immo GmbH vom Anschluss- und Benutzerzwang befreien. Das bedeutet: Das Regenwasser muss nicht mehr über die Kanalisation entsorgt werden. Dadurch spart das Unternehmen Abwassergebühren ein. Diese Befreiung war Voraussetzung für die Genehmigung des Förderantrags.

Entwässerungssystem komplett umgekrempelt

Bereits Ende der 1990er Jahre hatte der Vorbesitzer der Treu Immo GmbH in dem Areal Flächen von der Mischwasserkanalisation abgekoppelt. Damals legte man drei Mulden an, in denen das Regenwasser zwischengespeichert wurde und langsam versickerte. Da die damals angelegten Mulden jedoch zunächst nur für die damalige Flächenabkopplung ausgelegt waren, reichten diese alleine für das aktuelle, deutlich erweiterte Vorhaben nicht mehr aus. Im Rahmen des neuen Projektes fungieren die Versickerungsmulden als Rückhaltebecken, in denen das Regenwasser von den abgekoppelten Flächen zusammengeführt und gestaut wird. In den grün bepflanzten Mulden versickert das Regenwasser und wird durch die darunter liegenden Bodenschichten gefiltert.

Info

Mit den 1,6 Millionen Euro Baukosten finanzierte die Treu Immo GmbH das Rückhaltesystem, Aushub- und Erdarbeiten, die Entsorgung des Aushubs, Rohrleitungen, neue Schachtbauwerke, den Rückbau vorhandener Schächte, Umschlüsse sowie die Wiederherstellung der Oberflächenbefestigung einschließlich der Randeinfassung.

Abkopplung ist attraktiv

für Vermieter:innen, Mieter:innen und Klima

Das so gereinigte Wasser fließt dann langsam über einen unterirdischen Kanal in den offenen Grotenbach. Ein Drosselabfluss sorgt dafür, dass das behandelte Regenwasser maximal mit 7,5 Litern pro Sekunde in den Bach geleitet wird. „So verhindert man, dass der Bach ausgeschwemmt wird“, erläutert Carolin Borgmann, Projektentwicklerin in der Serviceorganisation der Zukunftsinitiative Klima.Werk. Für den Umbau des Entwässerungssystems, das nun Regen- und Schmutzwasser komplett voneinander trennt, entstanden Gesamtkosten von 1,6 Millionen Euro. Von der Abkopplung des Regenwassers profitieren Vermieter:innen, Mieter:innen, Klima und Natur:

  • Jährlich werden etwa 33.400 Kubikmeter Regenwasser von der Mischwasserkanalisation ferngehalten
  • Dadurch spart der Vermieter knapp 57.000 Euro Abwassergebühren im Jahr
  • Die verminderten Abwassergebühren machen die Vermietung der Immobilien attraktiver
  • Die Kanalisation der Stadt Witten wird entlastet, ebenso die Kläranlagen der Emschergenossenschaft
  • In heißen Sommern verdunstet das Regenwasser in den Mulden und trägt als eine Art natürliche Klimaanlage zur Kühlung der Umgebung bei
  • Durch den Zufluss des Regenwassers im Sommer ist der Grotenbach in Trockenperioden nicht so stark von Niedrigwasser betroffen
  • Das in den Mulden versickerte Regenwasser gelangt teilweise auch ins Grundwasser und wird so dem natürlichen Wasserkreislauf wieder zugeführt

Adresse

Brauckstraße
48454 Witten

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1,6

Millionen Euro an Planungs- und Umsetzungskosten

500.000

Euro Förderung durch die Zukunftsvereinbarung Regenwasser (ZVR)

1,1

Millionen Euro Eigenanteil der Treu Immo GmbH für 5,2 Hektar

57.000

Euro sparen die Treu Immo GmbH und ihre Mietenden an Betriebskosten im Jahr.

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Portraits: Zukunftsinitiative Klima.Werk/EGLV