Experten-forum 2024
Ein einzelnes Blatt spendet keinen Schatten – unter diesem Motto stand das diesjährige Expertenforum.
Das gemeinsame und integrale Handeln zog sich deshalb auch wie ein roter Faden durch das Programm der zweitägigen Veranstaltung.
Zehn Jahre Starkes Netzwerk
Seit 2014 arbeitet die Zukunftsinitiative daran, den Umbau des Emscher- und jetzt auch Lippe-Gebiets zur klimaresilienten Modellregion voranzutreiben. Das diesjährige Expertenforum war deshalb der richtige Moment, um auf zehn Jahre integrale Zusammenarbeit zurückzublicken, das Erreichte zu feiern und sich über konkrete Lösungen für die Schwammstadt der Zukunft auszutauschen.
Tag 1
-
Team Katze oder Team Fahrrad?
Das neunte Forum stand ganz im Zeichen der Vernetzung. Das wurde gleich zu Beginn deutlich: Egal ob Hase, Fahrrad oder Basketball – in kleinen Gruppen lernten sich die Teilnehmenden über ein Lieblingsthema als Einstieg kennen und tauschten sich zu ersten fachlichen Fragen aus.
-
Zu Gast in Bottrop
Als Gastgeberin des neunten Expertenforums bereitete die Stadt Bottrop allen Klima.Werker:innen einen herzlichen Empfang.
-
„Die Zukunftsinitiative Klima.Werk ist modellhaft für die Art und Weise, wie wir zusammenarbeiten müssen, um die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen – integral, anpassungsfähig und gemeinsam.“
Klaus Müller, Stadt Bottrop
Technischer Beigeordneter -
Fundstücke aus 10 Jahren
Gemeinsam mit Klaus Müller und Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender von Emschergenossenschaft und Lippeverband, schwelgte das Moderationsduo des ersten Tages – Henrike Abromeit und Andreas Giga – in Erinnerungen aus den vergangenen zehn Jahren Zukunftsinitiative Klima.Werk. Mitgebrachte Fundstücke wie die unterzeichnete Absichtserklärung von 2014 oder die Vereinbarung des Dezernententreffens von 2019 zur „Klimaresilienten Region mit internationaler Strahlkraft“ (KRiS) veranschaulichten die Meilensteine der Initiative.
-
„Wir haben das nicht nur auf dem Papier erdacht, sondern machen das jetzt wirklich. Und wenn ich heute durch die Räume gehe und neue Kolleginnen willkommen heiße und sehe, wie das Netzwerk wächst, macht mich das sehr stolz und glücklich.“
Uli Paetzel
Vorstandsvorsitzender von Emschergenossenschaft und Lippeverband -
„Wenn wir wollen, klappt es auch!“
Die zwei Veranstaltungstage boten auch Gelegenheit, zurückzuschauen: „Die Zukunftsinitiative lebt von ständiger Veränderung“, so fasst Uli Paetzel den Wandel innerhalb des Netzwerks in den vergangenen zehn Jahren zusammen.
-
Ein Blick in die Zukunft
Nach dem Blick in die Vergangenheit zeichnet die Visuelle Utopie von Jan Kamensky ein blau-grünes Bild der Zukunft von Bottrop. Das Beispiel regt zum Denken an und soll die eigene Perspektive auf das Machbare ändern.
-
Speeddating für den fachlichen Austausch
Vor der Mittagspause boten verschiedene Speed-Workshops in drei Runden mit je 15 Minuten eine Möglichkeit, noch stärker in den Austausch zu kommen.
-
„Mein Highlight waren die Speed-Workshops. Denn hier konnte ich meine Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Kreisen und Kommunen persönlich sehen.“
Nathalie Sprengel, Stadt Bochum
Umwelt- und Grünflächenamt, Untere Wasserbehörde -
Der eigenen Arbeit mehr Sinn geben
Job Crafting – in ihrer Keynote gab die Psychologin Antonia Ludwig Impulse, wie man den eigenen Job so verändern kann, dass er besser zu den eigenen Stärken, Interessen und Lebensentwürfen passt, ohne dabei die Rahmenbedingungen der Organisation außer Acht zu lassen: „Es gibt Elemente in unseren Jobs, die sind wie Stein. Um sie zu ändern, müssten wir schon schwere Geschütze auffahren. Doch andere Bereiche sind formbar wie Knete.“
-
An Lösungen arbeiten
Von erfolgreichen Projekten mit Baumrigolen in Bochum, über verschiedene Formen der Beteiligung von Bürger:innen oder den Gamification-Ansatz des Wissensspiels „Schwamm drunter!“ bis zur Frage, wie die finanzielle Belastung der Anpassungsmaßnahmen bei knappen Haushalten gerecht verteilt werden kann – die Teilnehmenden hatten die Qual der Wahl: In 18 Workshops zu einer großen Bandbreite von Themen wurden Lösungen besprochen und Ideen ausgetauscht und wurde Feedback gegeben.
-
Praktische Umsetzung im Fokus
Einige der Workshops legten den Fokus auf die praktische Umsetzung von Projekten zur Klimafolgenanpassung. Beispielsweise wurde die Frage der nachhaltigen Transformation im Bestand am Beispiel von Gewerbegebieten diskutiert oder Beispiele für die sinnvolle Umsetzung von Baumrigolen besprochen.
-
Standards und gesetzliche Rahmenbedingungen
Wie lauten die Standards im Notfallmanagement bei Extremwetterereignissen und wie können diese in der Praxis umgesetzt werden? Zahlreiche Workshops beschäftigten sich auch mit gesetzlichen Rahmenbedingungen und deren Auswirkung auf die praktische Realisierbarkeit von Maßnahmen oder deren Finanzierbarkeit.
-
Zusammenarbeit und Kommunikation
Weitere Workshops zu den Themen Führung, interdisziplinäre Zusammenarbeit, Bürgerbeteiligung oder Wissensvermittlung rundeten das Angebot ab.
-
„Mit den frei wählbaren Workshops zu bestimmten Fachthemen kommt man direkt in den Austausch und zielorientiert ins Doing.“
Annette Ebener, Stadt Dorsten
Stadtentwässerung und Wasserbau
Impressionen
Tag 2
-
Ein Baum muss mehr wert sein als ein Parkplatz
Mit dieser Aussage eröffnete Bernd Tischler, Oberbürgermeister der Stadt Bottrop, den zweiten Tag des Expertenforums. Als Gastgeberstadt sei es ihm eine besondere Freude und Ehre, das Expertenforum im Jubiläumsjahr auszurichten.
-
Bernd Tischler im Interview
„Pessimismus und Angst sind die falschen Berater. Stattdessen brauchen wir mehr eigenen Mut und eine breitere Akzeptanz für neue Wege.“
-
Ich bin Klima.Werker:in
Ein einzelnes Blatt spendet keinen Schatten – deshalb ist es so wichtig, dass unser Netzwerk motivierter Klima.Werker:innen weiter wächst! Auch dieses Jahr kamen wieder einige neue Gesichter für unsere Klima.Werker:innen-Galerie dazu.
Zur Galerie -
Unterwegs in der Region
Auf sechs Exkursionen konnten die Teilnehmenden insgesamt elf Klima.Projekte kennenlernen und erfahren, wie die Schwammstadt in der Praxis Wirklichkeit wird.
-
Klimaresilienz in Bottrop
Die Reiserouten einiger Exkursionen führten zu verschiedenen Schwammstadt-Projekten im gesamten Bottroper Stadtgebiet: Von der klimaangepassten Innenstadt oder begrünten Dachflächen auf den Bushaltestellen zur grünen Fassade am Parkhaus am Bottroper Hauptbahnhof.
-
Regenwasser im Neubaugebiet
Mit 27 Hektar ist das Neubaugebiet Schultenkamp / Dorfheide in Kirchhellen eine einzigartige Chance. Die Planungen für ein Wohngebiet auf dem landwirtschaftlich genutzten Gelände begannen bereits Ende der 1990er Jahre. Zentral ist das Zusammenspiel von vielen kleineren Retentionsbecken entlang einer „grünen Lunge“ und der Wiederherstellung des natürlichen Bachlaufs. Die seitdem realisierten Bauabschnitte zeigen die veränderten Anforderungen an die Umsetzung eines naturnahen Regenwassermanagements infolge des Klimawandels.
-
Abgekoppelte Kulturlandschaft
Auf der Essener Exkursion stand die Zeche Zollverein auf dem Programm. Als Ergebnis einer Machbarkeitsstudie wurde mit 20 Hektar fast die gesamte versiegelte Fläche komplett von der Mischwasserkanalisation abgekoppelt. Rigolensysteme und Retentionsbecken halten das Regenwasser auf dem Gelände und schützen vor Starkregenereignissen. Als Ablauf dient der Katernberger Bach, den die Gruppe im Anschluss besuchte. Der seit den 1960er Jahren verrohrte Bach kam in der Wahrnehmung der Bürger:innen kaum vor. Im Zuge der Renaturierung wurde das Gewässer wieder für das Stadtteilleben zugänglich gemacht.
-
„Wir haben in den vergangenen Monaten nach Expertinnen und Experten für die technische Versickerung gesucht, die das tatsächlich schon umsetzen. Die sind rar. Hier auf dem Forum habe ich gleich zwei Kontakte für das Thema knüpfen können.“
Tamara Gademann, Stadt Witten
Koordinierungsstelle Stadterneuerung und Klimaschutz
Impressionen
-
Zukunftsinitiative im Dialog
Gemeinsam mit Staatssekretär Viktor Haase, Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, Klaus Müller, Technischer Beigeordneter der Stadt Bottrop, und Dr. Volker Kreuzer, Stadtbaurat der Stadt Glabeck, stellte sich Uli Paetzel den Fragen der nächsten Generation, eingeleitet durch den emotionalen Projektfilm „Ferien in der Schwammstadt“. Paetzel betonte hier noch einmal die Bedeutung der Landesförderung durch KRiS: „Das Programm ist modellhaft für das gesamte Ruhrgebiet. Wenn wir das nicht schaffen, dann haben wir unseren Job nicht richtig gemacht.“
-
„Jeder spürt es, dass jetzt etwas getan werden muss. Unsere Aufgabe als Land ist es, für die rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen zu sorgen.“
Viktor Haase
Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr NRW -
Keynote: Psychologie der Nachhaltigkeit
In seinem Impulsvortrag warf der Journalist und Medientrainer Ralph Dickerhof ein aktuelles Schlaglicht auf die oftmals schwierige öffentliche Debatte zum Thema Klimawandel. Mit einem Blick über den Atlantik in die USA illustrierte er, wie das Thema wahrgenommen wird und wie sich auch der Diskurs hier in Deutschland verschiebt.
-
„Ich nehme die Erkenntnis mit nach Hause, dass hier Menschen zusammentreffen, die für ihre Sache brennen und sich ins Zeug legen.“
Henrik Reiter, Stadt Bottrop
Fachbereich Stadterneuerung, Stadtplaner -
Gesellschaftlicher „Klimawandel“
Ein weiterer emotionaler Höhepunkt des zweiten Tages war das Fish-Bowl-Format zur aktuellen Lage unserer Demokratie. Uli Paetzel führte in das Thema ein und verwies auf den gesellschaftlichen „Klimawandel“ durch die zunehmende Radikalisierung von Teilen der Bevölkerung, die sich auch immer deutlicher in Wahlergebnissen auf kommunaler wie auch Landesebene widerspiegeln. Das Plenum nahm den Impuls von Uli Paetzel auf und es entstand eine offene, teils emotionale und impulsgebende Gesprächsrunde – auch darüber, was jeder/jede Einzelne tun kann, um die Demokratie zu stärken.
-
„Wir sind offen, bunt und demokratisch. Für ein gutes Klima.“
Ein klares Bekenntnis zu dieser gemeinsam erarbeiteten Positionierung konnten alle Teilnehmer durch ihre eigene Unterschrift setzen.
-
Ein Stück Torte gefällig?
Den Abschluss des zweitätigen Events feierten die Teilnehmenden mit einer Geburtstagstorte zum 10. Geburtstag der Zukunftsinitiative Klima.Werk.
-
Gladbeck, wir kommen!
Ausgerichtet wird das Expertenforum der Zukunftsinitiative Klima.Werk 2025 im kommenden Jahr von der Stadt Gladbeck. Wir freuen uns schon darauf!
-
Dankeschön!
Ein großer Dank geht an das gesamte Organisationsteam der Planungsrunde!