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Fassadenbegrünung: Klimaanpassung und Gestaltung im urbanen Raum
Fassadenbegrünung bietet in Zeiten des Klimawandels eine wirksame Lösung für die Herausforderungen in urbanen Räumen. Als natürliche Klimaanlage und ökologisches Gestaltungselement vereint sie funktionale Vorteile mit ästhetischem Mehrwert für Gebäude aller Art – von Wohnhäusern über Bürogebäude bis hin zu Parkhäusern. Fassadenbegrünung hält auch in Nordrhein-Westfalen (NRW) immer mehr Einzug.
Was ist Fassadenbegrünung?
Unser Stadtklima verändert sich, in unseren Städten wird es immer wärmer. Grund dafür ist der Klimawandel, der für höhere Durchschnittstemperaturen und langanhaltende Hitzeperioden sorgt. Mensch und Tier bekommen diese Auswirkung deutlich zu spüren. In den Straßen bilden sich Hitzeinseln und ein Luftaustausch ist kaum möglich. Die enge Bebauung und die versiegelten Flächen führen zu erhöhten Luft- und Oberflächentemperaturen und veränderten Wind- und Niederschlagsverhältnissen. Dazu kommt die Luftverunreinigung durch Fabriken und Fahrzeuge. Gerade in Ballungsräumen wie dem Ruhrgebiet und anderen Großstädten ist Fassadenbegrünung daher eine sinnvolle Maßnahme, das Klima positiv zu beeinflussen.
Als Fassadenbegrünung bezeichnet man die gezielte Bepflanzung von Gebäudefassaden mit verschiedenen Pflanzenarten. Die beiden Hauptsysteme – bodengebundene und wandgebundene Begrünung – bieten unterschiedliche Möglichkeiten für nahezu jede Gebäudeart.
Fassadenbegrünung: bodengebunden und wandgebunden
Bodengebundene Begrünungssysteme nutzen im Boden wurzelnde Kletterpflanzen, die an der Fassade emporwachsen. Sie nehmen ihre Nährstoffe direkt aus dem Erdreich auf. Diese Pflanzen können:
- als Selbstkletterer direkt an der Fassade haften (z. B. Pflanzen wie Wilder Wein, Kletterhortensie). Sie bilden Haftwurzeln, Hartfüße oder Haftscheiben und halten sich so an der Wand fest. Am besten geeignet sind hier rissfreie Oberflächen ohne offene Fugen, zum Beispiel aus Beton.
- mithilfe von Rankhilfen oder auch Ranksystemen wachsen (z. B. Gerüstkletterpflanzen wie Clematis, Kletterrosen, Blauregen, Geißblatt, Echter Wein). Diese Variante ist sinnvoll für Fassaden, die für einen Direktwuchs nicht infrage kommen, weil sie beispielsweise kein vollverfugtes Mauerwerk haben. Die Kletterhilfen geben guten Halt und sichern einen Schutzabstand zur Wand. Wichtig zu beachten: Die Kletterhilfe muss zur Pflanzenart passen.
Diese kostengünstigen Systeme können Höhen von bis zu 25 Metern erreichen und sind besonders wartungsarm.
Wandgebundene Vertikalbegrünung – auch vertikale Gärten genannt – umfasst Systeme, bei denen Pflanzen in speziellen Konstruktionen direkt an der Fassade wachsen:
lineare Regalsysteme, die aus horizontalen Rinnen oder Einzelgefäßen bestehen. Darin befinden sich Substrate, die auch für Dachbegrünungen genutzt werden, wie zum Beispiel Ziegelsplitt. Die Pflanzgefäße sind so an der Wandkonstruktion befestigt, dass die Pflanzen ausreichend Licht und Platz zum Wachsen haben.
flächige Systeme, auch Living Walls genannt, die aus einer Unterkonstruktion bestehen, auf der sich gefaltete Taschen aus Vlies befinden. Diese Vliestaschen werden mit Substrat befüllt, darin wachsen Moos, Stauden und Gehölze. Die Konstruktion ist relativ leicht, dennoch muss die Wand statisch dafür ausgelegt sein. Zur Berechnung muss man das Gewicht mit Begrünung, Substrat und bewässert einbeziehen.
modulare Kastensysteme mit vorgefertigten Elementen wie Gitterkörbe oder Kassetten an bzw. vor der Wand. Die Kästen werden vor der Wand gestapelt und bilden eine Art eigene Fassade. Daher ist der eigentliche Wandaufbau der Fassade nicht ausschlaggebend. Es gibt Platz für eine große Substratmenge, sodass eine üppige Begrünung möglich ist, zum Beispiel mit Stauden, Gräsern und Kleingehölzen.
Diese Systeme ermöglichen eine sofortige Begrünung mit großer Pflanzenvielfalt, benötigen jedoch eine integrierte Bewässerung und regelmäßige Pflege.
Vorteile der Fassadenbegrünung für Mikroklima und Gebäudeeffizienz
Begrünte Fassaden sehen nicht nur schön aus, sie bereichern auf vielfältige Weise den städtischen Lebensraum für Mensch und Natur. Grüne Fassaden bieten viele Vorteile: zum Beispiel mildern sie sommerliche Temperaturen, verringern Windgeschwindigkeiten und erhöhen die Luftfeuchtigkeit.
Natürlicher Kühleffekt und thermischer Schutz
Fassadenbegrünung verbessert das Mikroklima spürbar. Messungen haben gezeigt, dass die lokale Lufttemperatur vor begrünten Fassaden um 0,8 bis 1,3 Grad Celsius kühler ist als vor herkömmlichen Fassaden. Diese natürliche Klimatisierung entsteht, weil
- die Fassadenoberfläche verschattet wird,
- die Pflanzen für Verdunstungskühlung sorgen und
- die Wärmeabstrahlung verringert wird.
Der Kühleffekt sorgt dafür, dass der Energiebedarf für Klimaanlagen deutlich sinkt. Das spart Betriebskosten und verringert den CO₂-Ausstoß.
Vertikalbegrünung: effektiver Schutz der Bausubstanz
Es gibt häufig Bedenken, dass eine Fassadenbegrünung die Bausubtanz schädigen könnte. Aber eine fachgerecht installierte Fassadenbegrünung schützt sogar die Gebäudehülle vor schädlicher UV-Strahlung, die Fassadenmaterialien altern lässt. Es gibt deutlich weniger extreme Temperaturschwankungen, die zu Materialermüdung führen können. Und die Fassade ist viel besser geschützt vor Schlagregen und Hagelschäden. Dennoch ist es wichtig, die Fassadenbegrünung fachgerecht zu warten und zu pflegen, damit Bausubstanz nicht beschädigt wird. Zum Beispiel ist es sinnvoll, bei bodengebundener Begrünung den Rückschnitt um Fenster herum regelmäßig durchzuführen.
Gut zu wissen: Gebäude mit grüner Fassade erfahren häufig eine Wertsteigerung. Sie sind für viele Mieter:innen beziehungsweise potenzielle Käufer:innen attraktiv. So lassen sich höhere Preise und Mieten erzielen.
Energieeinsparung durch Fassadenbegrünung
Fassadenbegrünung wirkt wie ein Wärmeregler, denn die grünen Fassaden fördern ein angenehmes Raumklima im Haus. An heißen Tagen bleibt es im Innern kühl, im Winter warm. Warum? Das Blattwerk wirkt wärmedämmend mit seinen Luftpolstern, es beschattet und sorgt für Verdunstungskälte. Bei einer fassadengebundenen Begrünung verbessert sich der Wärmedämmwert des Gebäudes durch die Dämmwirkung des Substrates.
Fassadenbegrünung lockt Insekten
Das Grün an der Fassade bietet vielen Tieren wie Vögeln, Fledermäusen und Insekten einen Lebensraum mitten in der Stadt. Sie finden hier Unterschlupf und Nahrung. Besteht das Fassadengrün zudem aus standortgerechten, heimischen Pflanzen erhöht das die Artenvielfalt um ein Vielfaches. Pflanzen wie Kletterhortensien oder Clematis bieten vielen Tierarten Lebensraum und ein gutes Nahrungsangebot: Insekten sammeln Pollen und Nektar, verstecken sich vor Fressfeinden und finden hier im Winter Unterschlupf unter den Blättern. Vögel ernähren sich von den Früchten und Samen oder suchen sich Spinnen und Insekten aus dem Grün.
Fassadenbegrünung verbessert das Stadtbild
Mehr Grün und weniger Grau: Begrünte Fassaden werten das Stadtbild sichtbar auf. Sie bringen lebendiges Grün in dicht bebaute Quartiere und bieten attraktive Ansichten, die sich harmonisch in die städtische Umgebung einfügen. Durch die individuelle Gestaltung mit unterschiedlichen Pflanzenarten erhalten Gebäude ein einzigartiges Erscheinungsbild. Fassadenbegrünung verwandelt monotone Fassaden in lebendige, naturnahe Flächen und steigert so die Aufenthaltsqualität für Bewohner:innen und Besucher:innen gleichermaßen. Das Ergebnis: Städte wirken einladender, freundlicher und lebenswerter – ein Mehrwert für das Stadtbild.
Fassadenbegrünung: Lärmschutz und Luftreinigung
Begrünte Fassaden helfen dabei, den Lärm in der Stadt zu reduzieren: Die Pflanzen absorbieren und brechen Schallwellen, sodass besonders in lärmbelasteten Stadtgebieten die Lebensqualität verbessert wird. Der auftreffende Schall wird durch die Fassadenbegrünung gedämpft, die Schallreflexion an der Wand wird reduziert. Studien zur Schallwirkung zeigen, dass der Schall - je nach Art des Systems der Fassadenbegrünung - von 2 bis 40 Dezibel reduziert werden kann.
Neben Lärmschutz wirken die Pflanzen an Fassaden als natürliche Luftfilter. Durch die große Blattoberfläche wird der Feinstaub verringert und Stickstoffdioxid gefiltert.
Einsatzbereiche für Fassadenbegrünung
Ob Wohngebäude, öffentliche Gebäude oder Firmen- sowie Bürogebäude: Fassadenbegrünung ist vielseitig einsetzbar und bringt viele Vorteile mit sich – sowohl für Mieter:innen, Arbeitnehmer:innen sowie Eigentümer:innen.
Nachhaltige Lösungen für Wohngebäude
Bei Wohngebäuden bieten sowohl bodengebundene als auch wandgebundene Begrünungssysteme vielfältige Vorteile:
- Verbessertes Wohnklima durch natürliche Kühlung
- Erhöhter Wohnwert und ästhetische Aufwertung
- Energieeinsparungen durch verbesserte Dämmwirkung
- Natürlicher Sicht- und Lärmschutz
Während Einfamilienhäuser oft mit klassischen Kletterpflanzen wie Wildem Wein begrünt werden, kommen bei Mehrfamilienhäusern häufig auch modulare Systeme zum Einsatz.
Fassadenbegrünung für Bürogebäude und Unternehmen
Unternehmen profitieren besonders von begrünten Fassaden, da sie nicht nur das äußere Erscheinungsbild aufwerten, sondern auch das Raumklima im Gebäude positiv beeinflussen.
Die Fassadenbegrünung an Bürogebäuden nutzt die natürliche Dämmwirkung der Pflanzen, sodass es im Sommer kühler und im Winter wärmer im Gebäude bleibt. Diese Maßnahme senkt den Energiebedarf für Heizung und Kühlung spürbar. Studien zeigen, dass sich dadurch die Betriebskosten langfristig reduzieren.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Wohlbefinden der Mitarbeitenden: Begrünte Flächen an Bürogebäuden sorgen für ein angenehmeres Arbeitsumfeld, verbessern die Luftqualität und können sogar den Stresspegel senken.
Auch nach außen wirkt eine begrünte Fassade: Sie signalisiert Kund:innen, Geschäftspartnern und der Öffentlichkeit, dass das Unternehmen Verantwortung für Umwelt und Stadtklima übernimmt. Gerade im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte und bei der Positionierung als nachhaltiges Unternehmen kann eine innovative Fassadenbegrünung an einem Bürogebäude ein starkes Argument sein.
Tipp:
Unternehmen, die sich für eine Fassadenbegrünung interessieren, sollten frühzeitig die Standortbedingungen prüfen und sich von Fachplaner:innen beraten lassen. So lassen sich individuelle Lösungen entwickeln, die sowohl zur Architektur als auch zu den betrieblichen Abläufen passen.
Die Vorteile auf einen Blick:
- Reduzierte Betriebskosten durch geringeren Energiebedarf
- Verbessertes Arbeitsklima und gesteigerte Produktivität der Mitarbeitenden
- Sichtbares Zeichen für Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein
- Alleinstellungsmerkmal im Corporate Design
Eigentümer:innen moderner Bürogebäude setzen zunehmend auf großflächige Begrünungen mit intelligenten Bewässerungssystemen, die sowohl im Innen- als auch im Außenbereich installiert werden können.
Begrünte Fassade für das Parkhaus
Auch Sonderbauten wie beispielsweise Parkhäuser eignen sich gut für Fassadenbegrünungen, da sie große, oft unattraktive Flächen bieten. Die Fassadenbegrünung verbessert nicht nur die optische Integration ins Stadtbild, sondern sie filtert auch Abgase und verbessert die Luftqualität. Außerdem reduziert das großflächige Grün an der Fassade die Hitzeentwicklung im Inneren und schafft zusätzlichen Lebensraum für heimische Pflanzen und Tiere.
Auch andere Sonderbauten wie Schulen, Krankenhäuser oder öffentliche Einrichtungen profitieren von begrünten Fassaden durch verbessertes Mikroklima, reduzierte Lärmbelastung und eine angenehme Atmosphäre.
Fassadenbegrünung im Denkmalschutz
Denkmalschutz und Fassadenbegrünung können miteinander vereinbar sein – insbesondere dann, wenn historische Vorbilder existieren oder die Begrünung behutsam und unter fachlicher Begleitung geschieht. Allerdings unterliegt jede Maßnahme an denkmalgeschützten Fassaden strengen Vorgaben: Das äußere Erscheinungsbild eines Gebäudes darf nicht wesentlich verändert werden, da dies dem Anspruch des Denkmalschutzes widersprechen kann.
Die Untere Denkmalbehörde prüft
Wichtig zu wissen: Sie müssen jede geplante Fassadenbegrünung an einem Baudenkmal vorher mit der zuständigen Unteren Denkmalbehörde abstimmen. Die Behörde prüft, ob und wie eine Begrünung mit den denkmalpflegerischen Anforderungen vereinbar ist. Grundlagen für die Entscheidung sind: die Bedeutung des Gebäudes, der Erhaltungszustand der Fassade und das geplante Begrünungssystem. Eine fachgerechte Planung und regelmäßige Pflege sind Voraussetzung, um Schäden zu vermeiden und den Erhalt des Denkmals zu sichern.
Tipp für die Praxis:
Frühzeitige Abstimmung mit Denkmalschutzbehörden und die Wahl geeigneter, nicht invasiver Begrünungssysteme erleichtern die Umsetzung und sichern den Werterhalt historischer Bausubstanz.
Wie darf die Fassade am Denkmal begrünt werden?
Für die Umsetzung heißt das: Begrünungen sind an stark gegliederten oder durch Materialien wie Stuck, Naturstein oder Sichtziegel geprägten Fassaden meist ausgeschlossen. Zulässig sind in der Regel nur langsam wachsende Pflanzen, die auf Rankhilfen wie Spaliere oder Drahtsysteme geführt werden und sich nicht selbstständig mit Haftwurzeln oder Haftscheiben an der Fassade festsetzen. Selbstklimmende Pflanzen wie Efeu eignen sich nicht, da sie in Fugen und Ritzen eindringen und die Bausubstanz leicht schädigen.
Nachträgliche Fassadenbegrünung
Die nachträgliche Begrünung bestehender Gebäude ist in vielen Fällen problemlos möglich. Dabei können Sie aus verschiedenen Begrünungssystemen wählen.
Begrünungssysteme für bestehende Gebäude
Freistehende Ranksysteme: Diese Systeme montieren Sie mit Abstand zur Fassade. Sie eignen sich besonders für Gebäude, deren Fassade nicht direkt begrünt werden soll oder kann, weil sie durch die Pflanzen Schaden nehmen könnte. Je nach Wuchs der Bepflanzung und Wandaufbau wird ein Wandabstand zwischen 5 und 15 cm empfohlen, bei Starkschlingern wie Blauregen sogar bis zu 20 bis 25 cm.
Fassadengebundene Systeme: Zu dieser Variante zählen beispielsweise Seilsysteme, Gitter oder spezielle Kletterhilfen. Sie werden direkt an der Gebäudehülle befestigt und eignen sich für Fassaden mit ausreichender Tragfähigkeit und Beschaffenheit.
Modulare Vertikalbegrünungssysteme: Diese Systeme ermöglichen eine sofortige Begrünung auch bei Bestandsgebäuden und eignen sich gut für repräsentative Bereiche.
Technische Voraussetzungen für nachträgliche Begrünung
Welches System – freistehend oder fassadengebunden bzw. boden- oder wandgebunden – sich für Ihr Vorhaben gut eignet, hängt von einigen technischen Voraussetzungen ab.
- Tragfähigkeit und Statik der Fassade:
Die Tragfähigkeit der Fassade muss für das zusätzliche Gewicht ausreichend sein: Für wandgebundene Systeme (modulare, fassadengebundene Begrünung) werden typische Systemgewichte von etwa 40–150 kg/m² (inklusive Substrat, Bepflanzung und Wasser im gesättigten Zustand) angenommen.
Für bodengebundene Systeme (klassische Kletterpflanzen an Rankhilfen) liegt das zusätzliche Gewicht, das auf die Fassade wirkt, meist bei ca. 5–15 kg/m² – je nach Pflanze, Rankhilfe und Bewuchs.
Die Prüfung der Tragfähigkeit ist wichtig. Wenn Sie unsicher sind, wie viel Last Ihre Fassaden tragen kann, lassen Sie sich von Fachleuten beraten. - Fassadenaufbau und Material:
Massive, intakte Außenwände wie Ziegel, Beton oder Naturstein sind besonders geeignet, wenn Sie sich für die fassadengebundene Variante entscheiden.
Auch vorgehängte, hinterlüftete Fassaden können Sie bei entsprechender Unterkonstruktion nutzen. Wärmedämmverbundsysteme sind dagegen nur bedingt geeignet, da sie oft nicht für hohe Punktlasten ausgelegt sind und spezielle Lösungen benötigen. - Feuchte- und Wurzelschutz:
Ein wirksamer Feuchte- und Wurzelschutz ist notwendig, insbesondere bei empfindlichen oder gedämmten Fassaden. Hinterlüftete Konstruktionen sind ratsam, um Feuchteschäden zu vermeiden und Kondenswasser abzuleiten. - Brandschutz:
Die Einhaltung der Brandschutzvorschriften ist verpflichtend. Daher ist es sinnvoll, dass Sie nicht brennbare Substrate und Materialien verwenden sowie automatische Bewässerungssysteme. All diese Maßnahmen senken das Brandrisiko. Zudem müssen Abstandsflächen eingehalten werden (z.B. zu Fenstern), damit sich ein etwaiger Brand nicht ausbreiten kann. - Technische Infrastruktur:
Automatische Bewässerungs- und Düngesysteme sind bei fassadengebundenen Systemen Standard, da die Pflanzen keinen Bodenkontakt haben und auf eine konstante Versorgung angewiesen sind. Im Sinne einer wasserbewussten Stadtentwicklung und eines nachhaltigen Regenwassermanagements sollte die Bewässerung über gespeichertes Regenwasser von Dachflächen erfolgen, in solche Systeme sind Zisternen mit eingebunden. - Zusätzliche Anforderungen:
Bei Ihrer Planung ist es wichtig, dass Sie Windlasten, Ausrichtung und regelmäßige Wartung beachten und einplanen.
Pflanzenauswahl für nachträgliche Fassadenbegrünung
Die Auswahl geeigneter Pflanzen für eine nachträgliche Fassadenbegrünung hängt von Faktoren ab wie Standortbedingungen (Sonne, Schatten, Wind, Boden), Fassadenbeschaffenheit (intakt, gedämmt, denkmalgeschützt), Begrünungssystem (bodengebunden oder wandgebunden) und Pflegeaufwand sowie gewünschte Optik.
Wie in einem Garten auch, müssen die Pflanzen an die jeweiligen Licht- und Klimabedingungen angepasst sein. Außerdem müssen sie in ihrer Wuchskraft zur Gebäudesituation passen. Besonders bei der Nachrüstung empfiehlt sich eine Auswahl in Abstimmung mit Fachplaner:innen.
Pflanzen für bodengebundene Begrünung
Selbstklimmer (benötigen keine Rankhilfe, haften direkt an der Fassade), zum Beispiel:
- Wilder Wein: schneller Wuchs, dekorative Herbstfärbung
- Kletterhortensie: Für schattige Lagen, blüht im Frühsommer
Gerüstkletterpflanzen (benötigen Rankhilfen wie Drähte, Spaliere, Netze), zum Beispiel:
- Clematis/Waldrebe: blütenreich, fördert Insektenvielfalt, verschiedene Arten für Sonne und Schatten
- Geißblatt: Immergrün, duftende Blüten, nahrhaft für Vögel und Insekten
- Blauregen: sehr wüchsig, benötigt stabile Rankhilfen, üppige Blüte
- Kletterrose: blühfreudig, verschiedene Sorten für unterschiedliche Standorte
- Echte Weinrebe: essbare Früchte, Rankhilfe erforderlich
Pflanzen für wandgebundene (modulare) Systeme
Für wandgebundene Systeme eignen sich niedrigwüchsige, oft mehrjährige Stauden, Kräuter und Farne, die mit wenig Substrat auskommen, zum Beispiel:
Bergenien
Steinbrech
Farne (z. B. Streifen- und Schildfarne)
Johanniskraut
Immergrün
Auch einjährige Blüher und Kräuter wie Rosmarin, Thymian und Salbei können Sie in wandgebundenen Systemen einsetzen.
Fassadenbegrünung: Nachteile, Kritik und Lösungen
Fassadenbegrünung hat viele Vorteile. Doch es gibt immer auch wieder Kritik und Befürchtungen, die verunsichern. Welche Nachteile hat Fassadenbegrünung? Was ist da dran?
Ist der Aufwand für Pflege und Wartung groß?
Eine der häufigsten Bedenken betrifft den Pflegeaufwand. Tatsächlich benötigen Fassadenbegrünungen regelmäßige Wartung:
- Bodengebundene Systeme: 1-2 Pflegeeingriffe pro Jahr (Rückschnitt, Kontrolle der Rankhilfen)
- Wandgebundene Systeme: 3-6 Pflegeeingriffe pro Jahr (Bewässerungskontrolle, Düngung, Pflanzenpflege)
Der Aufwand variiert je nach System und Pflanzenauswahl. Wenn Sie sich jedoch zum Beispiel für die bodengebundene Begrünung mit robusten Pflanzen entscheiden, setzen Sie auf eine sehr pflegeleichte Begrünung. Aber auch bei wandgebundenen Systemen gibt es Unterschiede im Aufwand. Am besten lassen Sie sich hierzu individuell beraten.
Wie hoch sind bauliche und statische Anforderungen?
Wenn Sie sich fachlich beraten lassen, sind Sie auf der sicheren Seite und können sowohl die Anforderungen als auch den erforderlichen Aufwand dafür gut überblicken. Je nach der Fassadenbegrünung fällt der Aufwand unterschiedlich aus.
Bei der Planung sollten folgende Aspekte beachtet werden:
- Tragfähigkeit der Fassade
- Beschaffenheit der Fassade
- Last der Begrünung
- Geeignete Befestigungspunkte
- Korrosionsbeständige Materialien
- Ausreichende Dimensionierung der Rankhilfen
Wie vermeide ich Feuchteschäden?
Wenn die Fassadenbegrünung nicht sachgemäß ausgeführt wird, kann es zu Feuchteschäden kommen. Die Risiken bestehen durch:
Staunässe bei unzureichender Drainage in wandgebundenen Systemen
Eindringen von Pflanzenteilen in Risse oder Fugen bei selbstklimmenden Pflanzen
Feuchtigkeitsansammlung bei mangelnder Hinterlüftung
Diese Risiken lassen sich jedoch durch fachgerechte Planung und Ausführung sowie regelmäßige Wartung minimieren.
Worauf Sie besonders achten müssen: ausreichende Abstände zur Fassade bei Rankhilfen und professionelle Drainage- und Bewässerungssysteme bei wandgebundenen Begrünungen.
Rechtliche Aspekte und Richtlinien bei Fassadenbegrünung
Die baurechtlichen Anforderungen variieren je nach Bundesland und Kommune. In der Regel sind für kleinere bodengebundene Begrünungen keine gesonderten Genehmigungen erforderlich. Bei größeren Projekten, besonders mit wandgebundenen Systemen, sollte jedoch frühzeitig Kontakt mit der zuständigen Baubehörde aufgenommen werden.
Empfehlungen für den Genehmigungsprozess in NRW
Seit 1. Januar 2024 gilt in NRW eine reformierte Landesbauordnung. Sie soll die Städte grüner machen, indem zum Beispiel das Anlegen von Schottergärten nicht mehr zulässig ist. Zwar war auch bisher vorgeschrieben, dass nicht überbaute Grundstücksflächen zu begrünen sind und wasseraufnahmefähig sein müssen. Diese Vorschrift ist nun konkreter: Sie schreibt fest, dass Schotterungen und Kunstrasen im Garten verboten sind. Falls eine Begrünung oder Bepflanzung der nicht überbauten Flächen auf einem Grundstück nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich sein sollte, sind die baulichen Anlagen selbst zu begrünen – zum Beispiel mit einer Dach- oder Fassadenbegrünung. Es gilt hierbei die Einschränkung, dass die Beschaffenheit, Konstruktion und Gestaltung des Gebäudes eine solche Begrünung erlauben und die Maßnahme wirtschaftlich zumutbar ist.
Kommunen können zudem mit einer örtlichen Bauvorschrift oder mit dem Bebauungsplan Regelungen zur Grundstücksgestaltung festlegen, die dann statt der Bauordnung gelten.
Genehmigungspflicht und Bauordnungsrecht
- In NRW sind Fassadenbegrünungen nur in bestimmten Fällen genehmigungspflichtig, etwa bei Denkmalschutz, baulichen Veränderungen oder im Straßenraum. Eine frühzeitige Abstimmung mit der Baubehörde wird empfohlen
- Bei nachträglicher Anbringung handelt es sich baurechtlich um eine Bestandserweiterung – die aktuelle Bauordnung ist vollumfänglich anzuwenden, Bestandsschutz besteht nicht.
- Die Planung sollten qualifizierte Fachleute übernehmen. Vorab sollte sichergestellt sein, dass die Fassade die zusätzlichen Lasten aufnehmen kann.
- Die Bauaufsicht muss bei größeren baulichen Änderungen beteiligt werden.
- Die Auswahl geeigneter Pflanzen und Rankhilfen richtet sich nach Standort, Gebäudeklasse und gewünschtem Begrünungstyp.
- Für die Wuchskonstruktion ist ein Anwendbarkeitsnachweis erforderlich.
Kommunale Regelungen
- Viele Kommunen in NRW haben eigene Förderprogramme und teilweise weitergehende Satzungen zur Fassadenbegrünung. Diese müssen Sie beachten.
- Förderanträge müssen Sie in der Regel vor Beginn der Maßnahme stellen. Gefördert werden meist Planung, Ausführung und Pflanzenmaterial.
- Informationen zu Fördermöglichkeiten – zum Beispiel zum Förderprogramm KRiS und ELKA – und Ansprechpersonen finden Sie auf den Webseiten der jeweiligen Stadt oder Kommune oder bei der Zukunftsinitiative Klima.Werk.
Gut zu wissen: Die Empfehlungen und Anforderungen gelten landesweit in NRW. Kommunale Zusatzregelungen und Förderbedingungen können darüber hinausgehen und sind im Einzelfall zu beachten. Für eine rechtsverbindliche Auskunft wenden Sie sich bitte an die zuständige Bauaufsichtsbehörde Ihrer Kommune.
Wichtige Hinweise im VFF-Merkblatt FA.02 – Richtlinie zur Fassadenbegrünung
Das Merkblatt „Fassadenbegrünung bei Fenstern und Vorhangfassaden“ vom Verband Fenster und Fassade informiert Sie über die Besonderheiten der Begrünung von Vorhangfassaden sowie Vorgehängter Hinterlüfteter Fassaden (VHF).
Es gibt praktische Hilfestellungen zu diesen Themen:
- wichtige Begriffe und gesetzliche Grundlagen sowie Normen und Regelwerke für die Fassadenbegrünung
- Erläuterungen der Anforderungen zur Begrünung von Fassaden und Hinweise für Auftraggeber:innen und Planer:innen: Bedeutung und Koordinierungspflichten der Fachunternehmen für den Fassadenbau, fachgerechte Begrünung sowie Be- und Entwässerungstechnik
- Effekte von Fassadenbegrünung und Unterscheidung von Vorhangfassade und vorgehängter hinterlüfteter Fassade
- Darstellung der verschiedenen Begrünungssysteme zur bodengebundenen und wandgebundenen Fassadenbegrünung und deren Vor- und Nachteile
Richtlinien für die Fassadenbegrünung auf einen Blick
Die Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. hat im Jahr 2018 die Broschüre „Fassadenbegrünungsrichtlinien – Richtlinien für die Planung, Bau und Instandhaltung von Fassadenbegrünungen“ veröffentlicht. Sie gibt einen umfassenden Überblick über alle relevanten Aspekte zur Fassadenbegrünung.
Sie finden darin diese Themen:
- Geltungsbereich, Zweck
- Normative Verweise
- Begriffsbestimmung
- Funktionen und Wirkungen
- Rechtliche Grundlagen
- Überblick über Konstruktionsformen und Baustoffe
- Entscheidungshilfe zur Auswahl der Begrünung
- Bodengebundene Begrünungen
- Wandgebundene Begrünungen
- Strategien zur Schadensvermeidung
Brandschutz bei Fassadenbegrünung
Damit Ihre Fassadenbegrünung auch den Anforderungen in Sachen Brandschutz genügt, ist es sinnvoll sich vor der Installation zu diesem Thema zu informieren.
Im Fachmagazin Bauen+ Ausgabe 05-2024 ist ein Beitrag mit dem Titel „Brandschutz für Fassadenbegrünungen – Ergebnisse des Forschungsvorhabens FireSafeGreen“. Der Autor Thomas Engel geht auf die Erkenntnisse aus einem Forschungsprojekt am Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion der Technischen Universität München ein. Im Forschungsvorhaben wurden die brandschutztechnischen Eigenschaften von Fassadenbegrünungen untersucht und Empfehlungen für die sichere Umsetzung ausgesprochen.
Baugenehmigung bei Fassadenbegrünung
Generell gilt: Bevor Sie mit der Fassadenbegrünung starten, müssen Sie sich die Baugenehmigung des zuständigen Bauamtes einzuholen. Denn nach § 29 BauGB muss der Aufbau und die Begrünung von Fassaden genehmigungsrechtlich geprüft werden. Das gilt speziell dann, wenn es den Bestand des Gebäudes betrifft oder sich das äußere Erscheinungsbild verändern wird.
In einigen Städte und Gemeinden gelten vereinfachte Verfahren oder Ausnahmen für Fassadenbegrünungen. Am besten informieren Sie sich im Vorfeld bei der zuständigen Baubehörde über die genauen Anforderungen.
Bautechnische Anforderungen
Jede Fassadenbegrünung beziehungsweise Wandbegrünung muss den bautechnischen Anforderungen entsprechen. Hierzu zählen unter anderem Brandschutzaspekte und die Standsicherheit und Tragfähigkeit des Gebäudes. Es ist daher sinnvoll, wenn Sie schon bei der Planung auf diese Aspekte eingehen und sich eventuell von Fachleuten beraten lassen.
Rechtliche Aspekte beim Denkmalschutz
Wenn Sie eine grüne Fassade bei Ihrem Baudenkmal planen, müssen Sie sich eine denkmalrechtliche Genehmigung einholen. Dafür müssen Sie einen Antrag stellen, der beim zuständigen Denkmalschutzamt oder bei der Baubehörde eingereicht wird. Notwendige Dokumente dafür sind beispielsweise Lagepläne, Bauzeichnungen und Fotos. Je nach Bundesland entstehen Ihnen unterschiedlich hohe Gebühren für die Erteilung der Genehmigung.
Regionale und kommunale Fördermöglichkeiten
Viele Städte unterstützen Sie aktiv dabei, Ihr Gebäude zu begrünen. Kommunale Förderprogramme stellen dafür eigene Mittel bereit, oft ergänzt durch Gelder vom Land oder Bund. Ob ein solches Programm angeboten wird, entscheidet jede Stadt selbst – es gibt keinen rechtlichen Anspruch darauf. Die Möglichkeiten hängen immer von der aktuellen Haushaltslage ab.
Die Förderung kann sich auf das gesamte Stadtgebiet oder gezielt auf bestimmte Stadtteile beziehen. Sie gilt oft sowohl für bestehende Gebäude als auch für Neubauten. Besonders im Fokus stehen Privatpersonen sowie kleine und mittelständische Unternehmen, die finanzielle Unterstützung für Dach- oder Fassadenbegrünungen erhalten können.
Kommunale Förderung für Fassadenbegrünung in NRW
In Nordrhein-Westfalen gibt es vor allem auf kommunaler Ebene zahlreiche Förderprogramme für Fassadenbegrünungen. Viele Städte – darunter Köln, Düsseldorf, Essen, Dortmund, Wuppertal und Lünen – bieten spezielle Programme an, die Zuschüsse von bis zu 50 % der förderfähigen Kosten ermöglichen. Die genaue Förderhöhe und die Bedingungen unterscheiden sich jedoch von Stadt zu Stadt. In der Regel liegt der maximale Zuschuss zwischen 40 und 50 Euro pro Quadratmeter, oft mit einer Obergrenze pro Objekt oder Jahr.
Förderprogramm KRiS
Das Programm „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ (KRiS) richtet sich sowohl an Privatpersonen als auch an Gewerbetreibende. Auch Kommunen unterstützt das Land Nordrhein-Westfalen im Ruhrgebiet mit einer Förderung aus dem Programm.
Das Ziel des Programms: Es soll so wenig Regenwasser wie möglich in die Kanalisation laufen und dem natürlichen Wasserhaushalt zur Verfügung stehen. Der Gedanke dahinter: Wenn wir Regenwasser speichern, versickern und verdunsten lassen, erhält das unser Grün, was wiederum für mehr Frischluft und Kühlung sorgt. Im besten Fall können Städte den Regen wie ein Schwamm aufnehmen und das Nass dem natürlichen Wasserkreislauf zurückgeben. Die Niederschläge gelangen nicht mehr in die Kanalisation, das Regenwasser wird abgekoppelt. Diesen Mechanismus bezeichnen wir als Schwammstadt-Prinzip.
Das Programm KRiS fördert acht wasserbezogene Maßnahmentypen der Klimaanpassung auf privaten oder öffentlichen Grundstücken: Zum Beispiel die Fassadenbegrünung mit Versorgung über Niederschlagswasserzisterne.
Beispiele für Projekte, die mit KRiS gefördert wurden
Grüne Fassade an der Westseite des Parkhauses am Hauptbahnhof Bottrop
Fassadenbegrünung im Westerdorf Quartier auf der Gladbecker Straße in Essen
Kostenlose Beratung zur Förderung von Fassadenbegrünung
In einigen Kommunen in NRW können Sie sich auch kostenlos beraten lassen oder Planungshilfen erhalten, die Ihnen die Umsetzung von Begrünungsmaßnahmen erleichtern. Am besten fragen Sie dazu direkt in Ihrer Kommune nach, welche Angebote es dazu gibt.
Gut zu wissen: Die Förderlandschaft ändert sich kontinuierlich, daher empfiehlt sich eine aktuelle Recherche oder Beratung durch spezialisierte Fachstellen.