Frau liegt auf einer Bank vor einem See

Wasserbewusste Stadtentwicklung

Stadt.Wasser

Starkregen, Hitzewellen oder schwere Stürme: Bürger:innen und Kommunen erleben in den vergangenen Jahren sehr unterschiedliche extreme Wettereignisse als Folge des Klimawandels. Es reicht nicht mehr, allein die Ursachen zu bekämpfen. Genauso wichtig ist es, etwas gegen die Symptome zu tun. Dafür ist eine wasserbewusste Stadtentwicklung erforderlich. Denn sie trägt maßgeblich zur Klimaanpassung bei.

 

Warum eine wasserbewusste Stadtentwicklung? Herausforderungen und Ziele

Immer mehr Flächen werden in unseren Städten für Gebäude, Parkplätze oder Verkehrswege versiegelt. Auf diesen versiegelten Flächen kann Regenwasser nicht versickern. Hinzu kommt, dass die Entwässerung von Grundstücken, Straßen und Gebäuden häufig noch so funktioniert: Das Niederschlagswasser von Dach- oder anderen Flächen fließt zusammen mit dem Schmutzwasser in die Kanalisation Richtung Kläranlage und fehlt deswegen vor Ort dem natürlichen Wasserkreislauf. Bei Hitze und Dürre entstehen aufgrund der versiegelten Flächen Hitzeinseln. Bei Starkregen besteht das Risiko der Überflutung und einer Überlastung des Kanalnetzes. Außerdem sorgt eine zunehmende Versiegelung dafür, dass der Niederschlag in viel geringeren Mengen in die Bäche, Flüsse und Seen gelangt. Dies führt dazu, dass der natürliche Wasserhaushalt gestört wird – die Gewässer trocknen in Dürreperioden schneller aus, die Grundwasserstände sinken. All das hat gravierende Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt. Gute Gründe auf nachhaltige Stadtentwicklung zu setzen.

Nutzung von Grauwasser

Auch das sogenannte Grauwasser lässt sich im Sinne einer modernen Infrastruktur wiederverwenden. Als Grauwasser bezeichnet man leicht verschmutztes Abwasser, das zum Beispiel beim Duschen, Baden, Händewaschen oder beim Waschen der Kleidung entsteht. Es enthält keine Fäkalien. Das Wasser aus der Küche zählt allerdings nicht dazu, weil es durch Fette und Essensreste stärker belastet ist.
Grauwasser kann mit speziellen Recyclingsystemen gereinigt und so ein zweites Mal genutzt werden. Dafür wird es separat gesammelt, gefiltert und in sogenannten Grauwassernutzungsanlagen aufbereitet – entweder durch mechanische oder biologische Verfahren. Das aufbereitete Wasser eignet sich dann zum Beispiel für

  • die Toilettenspülung,
  • das Waschen von Wäsche,
  • die Gartenbewässerung,
  • Reinigungsarbeiten.

Eine wasserbewusste Stadtentwicklung setzt genau hier an: Sie stärkt den natürlichen Wasserkreislauf, vermindert Risiken und erhöht die Resilienz der Städte gegenüber den Folgen des Klimawandels. Ein Beispiel hierfür ist die Stadt Herten, die eine grüne Oase mitten in die Stadt geholt hat.
 

 

Urbane Wasserkreisläufe verstehen und gestalten

Was ist eigentlich ein Wasserkreislauf? Warum ist er so relevant für unsere Städte? Der Wasserkreislauf beschreibt, wie Wasser in der Natur und in urbanen Systemen zirkuliert: Verdunstung, Niederschlag, Versickerung, Abfluss und Rückführung ins Meer bilden einen geschlossenen Kreislauf. In Städten jedoch wird dieser natürliche Kreislauf durch Versiegelung, Bebauung und technische Infrastrukturen stark beeinflusst. Das Regenwasser kann oft nicht mehr versickern, sondern wird schnell abgeleitet in die Kanalisation. Die Folge: Im Starkregenfall kann das Kanalnetz überlastet sein – Überflutungen sind möglich. Es wird außerdem weniger Grundwasser neu gebildet.

Wasser als Schlüssel für nachhaltige Stadtentwicklung

Moderne Stadtplanung setzt daher auf wasserbewusste Konzepte: Entsiegelte Flächen, Retentionsräume, begrünte Dächer und Fassaden sowie dezentrale Regenwasserbewirtschaftung helfen, den natürlichen Wasserkreislauf zu erhalten und zu gestalten. Ziel ist es, Wasser lokal zu speichern, zu verdunsten und gezielt zu nutzen, um das Stadtklima zu verbessern und Ressourcen zu schonen.

Regenwasser als wichtige Ressource

Der Umgang mit Regenwasser ist also entscheidend dafür, ob sich Städte gut an die Klimaveränderung anpassen werden. Regenwasser ist eine wertvolle Ressource, die es zu nutzen gilt und die nicht in die Kanalisation abgeleitet werden sollte: Denn von dort aus geht es gemeinsam mit dem Abwasser über die Mischkanalisation in die Kläranlage, wo es aufwändig und unnötig gereinigt wird. Für Starkregenereignisse – deren Häufigkeit nimmt aufgrund des Klimawandels zu – ist die Kanalisation aus wirtschaftlichen und betrieblichen Gründen nur bis zu einem gewissen Grad ausgelegt und es kommt früher oder später je nach Regenmenge zu einer Überlastung der Systeme. Und das kann zu überlaufenden Gullys, Überflutungen und damit sogar zu Schäden an Wohnhäusern oder zu starken Beeinträchtigungen der Infrastruktur führen. Was können wir also tun?

Mehr über Regenwassernutzung

Wasser in der nachhaltigen Stadtentwicklung

Mehr Raum für Wasser

Wertvolles Regenwasser muss daher dem natürlichen Kreislauf zugutekommen und sollte, wenn möglich, nicht mehr in die Kanalisation geleitet werden. Um dieses Ziel zu erreichen, sind private wie öffentliche Grundstücksbesitzer:innen gefragt.
Wir müssen zusammen in unseren Städten wasserdurchlässige Oberflächen schaffen, um das Prinzip der Schwammstadt zu realisieren. An vielen Stellen lässt sich die Niederschlags-Entwässerung von Dach- oder Grundstücksflächen von der Kanalisation abkoppeln, so dass es im Boden versickern kann. Auch freie Flächen und offene Wasserelemente ermöglichen den Weg des Wassers in den Boden. Speicher helfen ebenso dabei, das kostbare Gut zu sammeln und nicht zu vergeuden.
Welche konkreten Maßnahmen gibt es für eine wasserbewusste Stadtentwicklung?

  • Versickerungsanlagen bauen, z. B. entsiegelte Flächen, Mulden, Rigolen oder Becken
  • Gewässerläufe wiederherstellen
  • Regenwasser nutzen
  • Regenabfluss abkoppeln von der Kanalisation
  • Vor Überflutung schützen (durch das Anlegen von Notwasserwegen oder Überflutungsmulden und -flächen; Freiflächen herstellen, die überfluten dürfen)
  • Verdunstungsflächen schaffen (z.B. Wasserbecken, Seen, Wasserläufe etc.)

Wasser als Gestaltungs- und Resilienzfaktor

All diese Klimaanpassungsmaßnahmen bringen mehr Stadt.Grün und verbessern die Aufenthalts- und Lebensqualität in den Städten. Wasser ist also ein zentrales Element für die nachhaltige Stadtentwicklung: Es prägt das Stadtbild, beeinflusst das Mikroklima und trägt maßgeblich zur Lebensqualität bei.
In modernen, nachhaltigen Städten wird Wasser nicht nur als Ressource betrachtet, sondern als aktiver Gestaltungs- und Resilienzfaktor genutzt. Wasserflächen, begrünte Uferbereiche und offene Gewässer schaffen attraktive Aufenthaltsräume, fördern die Biodiversität und bieten Erholungsmöglichkeiten für die Stadtbevölkerung. Gleichzeitig sind sie wichtige Bausteine für die Klimaanpassung: Sie kühlen die Umgebung, puffern Starkregenereignisse ab und unterstützen die natürliche Grundwasserneubildung. Eine nachhaltige Stadtentwicklung integriert daher das Element Wasser gezielt in die Stadtgestaltung und schafft so widerstandsfähige, lebenswerte urbane Räume.

Wasserbewusst handeln, Geld sparen

Wasserbewusst handeln ist nachhaltig und wirtschaftlich. Denn es nützt zum einen der Umwelt, wenn Regenwasser gar nicht in die Kanalisation geleitet wird. Zum anderen: Wer wasserbewusst handelt, spart am Ende Geld. Immobilien-Eigentümer:innen können Abwassergebühren einsparen, wenn sie durch Abkopplungsmaßnahmen weniger Niederschlagswasser in die Kanalisation einleiten (bei der jeweiligen Kommune nachfragen!). Sie sparen außerdem Kosten fürs Trinkwasser, wenn zum Gießen gesammeltes Regenwasser verwendet wird. Und Kommunen, Kanalnetzbetreiber oder Entwässerungsbetriebe können Geld sparen, weil die Infrastruktur (z. B. Kanalisation) nicht unwirtschaftlich ausgebaut werden muss.

Aufenthalts- und Lebensqualität steigen.

Mehr Wasser sorgt für mehr Grün.

Nachhaltige Wasserwirtschaft spart Geld.

Wasser macht urbane Räume lebenswert

Wenn mehr Wasser verdunsten kann, gibt es mehr Kühlung: Grünflächen und Bäume können in Trockenphasen mit gespeichertem Wasser versorgt werden und so auch an heißen Sommertagen ohne neue Wasserzufuhr auskommen. Sie bleiben als wichtige Schattenspender erhalten, schützen uns und unsere Städte vor Sonneneinstrahlung, binden CO2 und senken dank Verdunstungskühle die Temperatur in unseren überhitzten Innenstädten und Wohnquartieren. Von der Kanalisation abgekoppeltes Regenwasser trägt zudem dazu bei, den Grundwasserkörper zu stärken. Starkregenereignisse und ihre Folgen lassen sich mit diesen Maßnahmen abmildern. 

Verdunstungskühle schützt vor Hitzeinseln.

Kräftiges Stadtgrün bindet CO2.

Regen füllt unsere Grundwasserspeicher.

Nahaufnhame der Pflanzen der begrünten Fläche am Parkhaus.

Wasser für die Stadt

Auch für die Schwammstadt ist unser Wasser von höchster Relevanz: Sie speichert es, versorgt damit unser Stadtgrün und sorgt für Kühlung.

Weitere Informationen

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