Biodiversität in der Stadt

Der Ratgeber für eine vielfältige Pflanzen- & Tierwelt

Biologische Vielfalt – auch Biodiversität genannt – sichert unsere Existenzgrundlage. Sie umfasst den Reichtum an Arten und Lebensräumen sowie die genetische Vielfalt innerhalb einzelner Tier- und Pflanzenarten. Doch leider haben sich die Ökosysteme in den vergangenen Jahrzehnten durch die intensive Nutzung der Natur durch den Menschen weltweit verändert und sind vielfach degradiert.

Artenreichtum nimmt immer mehr ab

Vormals strukturreiche und vielfältige Landschaften wandelten sich zu monotonen und ausgeräumten Landschaften. Wo kleinräumige Mosaike aus verschiedenen Lebensräumen sich so entwickeln, verschwinden auch die Pflanzen und Tiere, die sie vormals bewohnten. Wir alle können und müssen etwas dagegen tun – jeder noch so kleine Beitrag hilft.

Summende Bienen, duftender Lavendel, farbenfrohe Schmetterlinge: Die Natur bietet so viel Schönheit, an der wir uns erfreuen können. Anstatt Insekten, Pflanzen und Co. den Teppich auszubreiten, sorgt der Mensch jedoch dafür, dass sie mehr und mehr verschwinden. Der Artenreichtum von Tieren und Pflanzen nimmt stetig ab.

Die (Vor-)Gärten beispielsweise sind immer weniger naturnah gestaltet – es dominieren Rasen, intensiv gepflegte Einheitshecken und Schottergärten statt Blumenwiesen und unterschiedlichen heimischen Gehölzen.

Weniger Biodiversität

Die Biodiversität ist weltweit rückläufig – das hat Auswirkungen auf unsere Natur und unsere Tierwelt. Einige wichtige Gründe für den Rückgang.

  • Das Klima verändert sich – der Klimawandel schreitet voran:
    • Tiere und Pflanzen sind durch häufigere Dürren und Fluten mehr Stress ausgesetzt, so dass ihre Vitalität beeinträchtigt wird und ihre Anfälligkeit für Krankheiten und Schädlinge sowie die Mortalität steigt
    • Wälder sterben durch Hitze, Krankheiten und Schädlinge
    • Durch die Veränderung ihrer Lebensräume sind diese teils nicht mehr für die einheimischen Arten geeignet
       
  • Die intensive Nutzung der Natur und ihrer Ressourcen sowie die Inanspruchnahme von Flächen verändert Lebensräume temporär und dauerhaft z. B.:
    • Natürliche Ökosysteme weichen für die Landwirtschaft
    • Wichtige Lebensräume, landwirtschaftliche und unversiegelte Flächen werden umgestaltet zu Bauland
       
  • Natürliche und naturnahe Lebensräume werden seltener und werden durch die Zersiedelung der Landschaft und Flächeninanspruchnahme immer weiter isoliert und fragmentiert. Dies trifft insbesondere auf Gewässerlebensräume zu. So sind nur ca. 5-8 % der Fließgewässer in NRW noch naturnah.
     
  • Nährstoffarme Lebensräume werden durch Nährstoffeinträge aus Landwirtschaft, Abwässern und Luft bedroht.
     
  • Nicht-einheimische Arten breiten sich aus, bringen neue Krankheiten mit – und nehmen teilweise den Platz einheimischer Arten ein.

Info

Warum Biodiversität so wichtig für uns ist: Die natürlichen Lebensräume und Arten sind unsere Lebensgrundlage. Sie versorgen uns Menschen mit Nahrung und Trinkwasser, liefern Grundstoffe für Kleidung und Medizin und regulieren das Klima.

Die „Arbeitshilfe Biodiversität“ richtet sich an Planer:innen von wasserbezogener Klimaanpassung in städtischen Verwaltungen (Stadtentwässerung, Stadtentwicklung, Straßenplanung etc.), der Immobilienwirtschaft oder anderen Bereichen.

 

Mehr Artenvielfalt: Tipps

Klimaschutz durch Erhaltung der Biodiversität in der Stadt

Wer heimische und insektenfreundliche Stauden, Büsche und Bäume pflanzt, unterstützt aktiv den Natur- und Artenschutz. Das kann auf dem Balkon, der Fensterbank oder im Garten geschehen. Denn Grün ist immer besser als Beton, Kunststoff oder andere naturfremde Materialien: Jede noch so kleine Fläche – wie beispielsweise das Dach vom Geräteschuppen, der Vorsprung am Haus oder Mauerwerk – können genutzt werden. Sei es für Begrünung oder als Unterschlupf für Spinnen, Bienen und andere Insekten oder Kleintiere. Nistkästen und Nisthilfen für Insekten, Vögel und Fledermäuse können nahezu überall angebracht werden.

Umweltbewusste Gärtner:innen legen sich zudem einen Komposthaufen an – ein ideales Mittel, um den Boden zu verbessern. Gehölzschnitt kann zu einer Totholzhecke (Benjeshecke) aufgeschichtet werden. Die Hecken können zur Abgrenzung der Grundstücke genutzt und der Gehölzschnitt kann ohne Aufwand entsorgt werden. Mit wenig Aufwand lassen sich auch Brutplätze und Unterschlüpfe für Kohlmeisen, Fledermäuse und andere Tiere und Vögel schaffen. Da sie in ihrer natürlichen Umgebung immer weniger Unterkünfte finden, können wir Nist- und Brutkästen, Igelhäuser, Totholz- und Blätterhaufen und viele andere Plätze bereitstellen.

Viele Einzelmaßnahmen stärken die Biodiversität in der Stadtnatur!

  • Nistkästen und Unterkünfte für Tiere, Vögel und Insekten aufstellen
  • Wildblumenwiesen anlegen
  • Fassaden und Dächer begrünen
  • Gärten kleinteilig mit heimischen Pflanzen gestalten
  • Bienenstöcke errichten
  • Wasserstellen bereitstellen
  • Natürlichen Wasserkreislauf stärken z. B. durch Versickerungsmulden und Entsiegelung (von Wegen)
  • Komposthaufen anlegen
  • Totholz und Falllaub an einer Ecke im Garten belassen oder andere Versteck- und Unterschlupfmöglichkeiten schaffen
  • An Mitmachaktionen für Bildungsprojekte oder Gewässer teilnehmen
Sieben Bienenstöcke stehen im hohen Gras
Nistkästen bieten Bienen Unterschlupf.

Biotope für Häuser & Wohnungen

Als Mieter:in machtlos?

Irrtum! Es gibt ganz sicher viele Vermieter:innen, die für ökologisch sinnvolle Grünprojekte offene Ohren haben. Warum sie nicht darauf ansprechen und von den Vorteilen überzeugen? Eine Wildblumenwiese am Hauseingang sieht viel ansprechender aus als ein eintöniger Rasen, der für viel Geld regelmäßig gemäht werden muss. Naturnah gemischte Hecken mit heimischen Gehölzen bieten vielfältige Blühaspekte, Nahrungs- und Versteckmöglichkeiten für Tiere. Ein einmaliger Schnitt im Winter erhält diesen Lebensraum zudem (Achtung: Schneiden nur außerhalb der Brutzeit von Anfang Oktober bis Ende Februar).

Vermieter:innen können Geld und Aufwand sparen – und dabei werten sie auch noch ihre Immobilie auf. Neben Balkonen und Hauseingängen gibt es jede Menge Möglichkeiten: Denn von Biodiversität haben wir alle etwas.

Und das Beste: Viele Maßnahmen werden auch noch gefördert.

Weitere Informationen

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