Utopien im Stadtwandel

Jan Kamensky gestaltet blau-grüne Visionen

Visualisierung von Jan Kamensky

Wie die Klima.Werkenden der Zukunftsinitiative sieht auch Künstler Jan Kamensky dringenden Handlungsbedarf für unsere Umwelt: Die Städte müssen blauer und grüner werden. Er will nicht untätig herumsitzen, sondern mithilfe seiner Design-Fähigkeiten den Stadtwandel vorantreiben. Mit visueller Kommunikation möchte er dazu beitragen, dass die Menschen mehr in Richtung blau-grün denken.

Zitat-Anfang Das Ruhrgebiet steht für Transformation und Wandlungsfähigkeit wie kaum eine andere Region. Mit meiner Animation von Castrop-Rauxel habe ich versucht, das zu verdeutlichen. Orte, die zuvor von viel Grau geprägt waren, verwandeln sich in grüne Oasen. Der Wandel ist möglich – bemühen wir unsere Vorstellungskraft, um daran zu glauben. Zitat-Ende

Jan KamenskyKünstler

Mehr Lebensqualität

Auf dem großen Platz vor der Europahalle in Castrop-Rauxel ist viel Verkehr: Die Autos hupen, die Motoren dröhnen. Plötzlich fliegen alle Autos und Straßenschilder in die Luft und aus dem Bild. Der Verkehrslärm und auch der Asphalt verschwinden, stattdessen hören wir das Geräusch von wachsenden Pflanzen. Wie von Wunderhand sind Dächer und Fassaden von vormals grauen Gebäuden begrünt. Bäume, Büsche und eine Wiese entstehen, ein Springbrunnen plätschert und viele Blumen blühen. Menschen fahren Fahrrad, gehen spazieren, ruhen sich auf Picknickdecken aus. Vögel fliegen durchs Bild – es ist friedlich und eine wohltuende Stille kehrt ein.

Erschaffen hat diese Utopie der Künstler Jan Kamensky aus Hamburg. Mit visueller Kommunikation gestaltet er richtungsweisende Szenarien des Stadtwandels von Morgen. Für unsere Augen und Ohren macht er möglich, was sein könnte – weniger versiegelte Flächen, mehr Grün, Vogelgezwitscher und der Verkehr verbannt aus den Innenstädten.

Transformierte Städte

Madrid, London, Berlin, Hamburg, Paris: Jan Kamensky war viel unterwegs. In zahlreichen Städten hat er Straßenecken und Plätze fotografiert, die er mithilfe von Bildbearbeitungs- und Animationsprogrammen visuell verändert hat. Seine Filme zeigen unterschiedliche urbane Gestaltungsräume im Wandel, die Denkanstöße liefern sollen. Die kurzen Video-Clips offenbaren dabei ausschnittsweise Möglichkeiten, wie eine Kreuzung, eine Straße oder ein Platz der Zukunft aussehen könnte. Dem Künstler ist es wichtig, die Vorstellungskraft der Betrachter:innen anzuregen – daraus können sich dann konkrete Strategien und Maßnahmen entwickeln. Eine solch radikale Umgestaltung hat Kamensky auch an der Europahalle in Castrop-Rauxel vorgenommen: Für das Expertenforum der Zukunftsinitiative 2022 verwandelte er die graue Betonfläche mithilfe seiner Animationskunst in eine Utopie mit viel Grün und viel Wasser.

Nach Umdenken folgt Umsetzen

Der Wunsch nach der Mobilitätswende und damit einhergehend auch nach mehr Stadt.Grün muss zunächst in den Köpfen der Menschen verankert werden, findet Jan Kamensky. Mit seinen filmischen Utopien versucht er alte wie junge Menschen zu erreichen: Indem sie seine Visionen betrachten, soll sich etwas in ihrem Bewusstsein ändern. „Nachdem die Betrachter:innen einen Blick auf die Utopie haben werfen können, kehren sie mit einem geschärften Blick in die Realität zurück“, ist der Künstler überzeugt. Die Realisierbarkeit stehe dabei gar nicht im Vordergrund. „Wobei ich mich über die Umsetzung natürlich freuen würde“, fügt Jan Kamensky hinzu. Er setzt sich für einen genügsameren Lebensstil ein und macht sich für ein Leben ohne Auto stark.

Portrait Jan Kamensky
Schafft blau-grüne Visionen: Jan Kamensky.

Genau wie Jan Kamensky möchte auch die Zukunftsinitiative Klima.Werk blau-grüne Infrastrukturen in den Städten schaffen. Einmal im Jahr treffen sich Vertreter:innen aus Verwaltung, Wissenschaft und Politik zu einem Expertenforum, um sich über klimarobuste Maßnahmen für die Region auszutauschen und Strategien zu entwickeln. Die visuelle Utopie für Castrop-Rauxel galt den Teilnehmenden des Forums 2022 dabei als Inspirationsquelle und als Möglichkeitsraum. Denn: Auch wenn bei den konkreten Umsetzungen natürlich oft andere Parameter gelten, als in einer Animation, sind Visionen für das Erreichen der gemeinsamen Ziele genauso wichtig wie konkrete Umsetzungsbeispiele.

Info

Jan Kamensky ist gelernter Kommunikationsdesigner. Unter anderem war er als Grafik- & Screendesigner im Verlagshaus Gruner+Jahr sowie als Artdirektor beim Fussballverein FC St. Pauli tätig. Der aus Hamburg stammende Künstler doziert freiberuflich an der Freien Schule für Gestaltung (FSG). Seit März 2020 beschäftigt er sich mit dem Projekt „Visual Utopias“, der visuellen Gestaltung von innerstädtischen Stadträumen ohne Autoverkehr.

Der Stadtkern von Unna wird klimaresilient. Eine visuelle Utopie

Weitere Informationen

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Bilder: Jan Kamensky
Portrait: Selim Sudheimer