Begrünte Fassade an der Schalker Meile

Pressemeldung der Zukunftsinitiative Klima.Werk vom 27.02.2023

Gelsenkirchen. Sie sieht schön aus und wirkt außerdem wie eine natürliche Klimaanlage: Die neue Fassadenbegrünung am Haus Kurt-Schumacher-Straße 111. Als Teil der Zukunftsinitiative Klima.Werk begrüßt die Stadt Gelsenkirchen die vertikale Bepflanzung. Viele solcher Maßnahmen helfen dabei, die Quartiere gegen die Folgen des Klimawandels wie Hitzebelastung oder Starkregen zu wappnen. Land und Emschergenossenschaft haben das Projekt mit rund 116.000 Euro gefördert, die Stiftung Schalker Markt hat es angestoßen.

Bepflanzung ist ein Baustein der Klimaanpassungsstrategie. NRW-Umweltministerium und Emschergenossenschaft fördern die Maßnahme.

Wo vorher eine kahle Hauswand war, schmückt seit Kurzem ein grüner Teppich mit 2377 einzelnen Pflanzen die Fassade des Wohnhauses an der Kurt-Schumacher-Straße. Das Grün ist aber nicht nur ein ästhetischer Blickfang, es hat auch einen ganz konkreten Nutzen für das Mikroklima vor Ort: Die rund 90 Quadratmeter große vertikale Vegetation sorgt über die Verdunstung ihrer Blätter für eine Kühlung der Umgebung und bindet Feinstaub. An einer der am stärksten befahrenen Straßen in Gelsenkirchen ist das ein positiver Effekt mit Vorbildcharakter.

Versiegelte Flächen speichern Hitze

Städte brauchen mehr Grün, um den Folgen des Klimawandels zu begegnen. Denn Wetterextreme mit Starkregen-Ereignissen, Dürrephasen und Hitzesommern nehmen auch in unseren Breitengraden zu. Schon heute sind die Jahresdurchschnittstemperaturen in Nordrhein-Westfalen seit Beginn der Wetteraufzeichnungen um 1,6 Grad gestiegen. Wo viel Asphalt und Beton ist, wird es richtig heiß, weil die versiegelten Flächen die Hitze des Tages speichern. Im Hochsommer heizen sich Innenstädte schon jetzt um bis zu zehn Grad mehr auf als weniger dicht bebaute Quartiere.

 

Nachhaltige Entwicklung des Stadtteils

Die Schalker Meile als eine der Hauptverkehrsadern in der Stadt Gelsenkirchen gehört zu einem solcherart belasteten Raum mit ungünstigen bioklimatischen Verhältnissen (hoher Versiegelungsgrad, geringer Grünflächenanteil, Lärm- und Staub). Eine Fassadenbegrünung wie die an der Immobilie mildert diese Belastungen und zeigt an prominenter Stelle, wie es gehen kann. Die Stiftung Schalker Markt, die sich eine nachhaltige, städtebauliche Entwicklung des Stadtteils Schalke zum Ziel gesetzt hat, hat das Projekt „Fassadenbegrünung“ initiiert, vorangetrieben und die Eigentümergemeinschaft des Hauses unterstützt, ebenso wie die Stadt Gelsenkirchen. Der direkt benachbarte Quartiersgarten der Stiftung und anderer Partner wie den Gelsenkirchener Werkstätten zahlt ebenso wie die Fassadenbegrünung auf die Verbesserung des Klimas vor Ort ein.

 

Wichtiger Baustein für Lebensqualität

„Zu den zentralen Herausforderungen unserer Zeit gehört die Entwicklung städtischer Quartiere mit Blick auf die Anforderungen des Klimaschutzes und der Klimaanpassung“, sagte der Gelsenkirchener Stadtbaurat Christoph Heidenreich bei der Vorstellung der Fassadenbegrünung. „Maßnahmen wie diese sind ein kleiner, aber wichtiger Baustein, um die Lebensqualität für die Bürgerinnen und Bürger in dieser Stadt zu sichern.“ Auch deshalb engagiert sich die Stadt Gelsenkirchen in der Zukunftsinitiative Klima.Werk.

 

Klimarobuster Umbau zur Schwammstadt

Diese hat sich zum Ziel gesetzt, die Städte im Ruhrgebiet klimarobust umzubauen – nach dem städtebaulichen Konzept der Schwammstadt. „Mit Dach- und Fassadenbegrünungen, Abkopplung von der Kanalisation oder Flächenentsiegelung müssen wir dafür sorgen, dass Regenwasser lokal aufgenommen und gespeichert wird, um vor Ort positiv fürs Mikroklima zu wirken“, erläuterte Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender von Emschergenossenschaft und Lippeverband, beim Pressetermin. „Je mehr Speicherkapazitäten und Ablaufflächen es für Niederschlag gibt, desto geringer ist auch das Gefährdungspotenzial von Starkregen. Je mehr Grün und damit Verdunstungsflächen es gibt, desto besser funktionieren Kühlung und Frischluftzufuhr“, so Uli Paetzel weiter.

Finanziert wurde die Fassadenbegrünung an der Kurt-Schumacher-Straße aus dem Fördertopf des Ruhrkonferenz-Projektes „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ des Landes Nordrhein-Westfalen und von der Emschergenossenschaft (rund 116.000 Euro Gesamtkosten, rund 80 Prozent hat das Land übernommen).

 

Stauden, Gräser und Kräuter

Die Fassade der Immobilie ist nun auf einer Fläche von rund 90 Quadratmetern begrünt. Dabei handelt es sich um eine wandgebundene Fassadenbegrünung, die in diesem Fall folgendermaßen konstruiert ist: Die Kopfseite des Gebäudes ist in zwei Streifen vom Boden bis zum Dach mit gabionenartigen Elementen begrünt. Zwischen diesen Streifen wurden Verbindungen aus Rankgittern gelegt, so können Kletterpflanzen aus der Begrünung in die Rankgitter hineinwachsen. Gepflanzt wurden Stauden, Kleingehölze, Gräser, Kräuter oder Kletterpflanzen. Zur Bewässerung der Pflanzen wird aufgefangenes Regenwasser genutzt, so dass der Abfluss in die Kanalisation verringert wird. Nun kann die Begrünung ihre positive Wirkung entfalten – auch für die Biodiversität an dieser Stelle. Denn Insekten finden hier ebenfalls Nahrung.

Die Emschergenossenschaft

 

Die Emschergenossenschaft ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen, die als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip lebt. Sie wurde 1899 als erste Organisation dieser Art in Deutschland gegründet und kümmert sich seitdem unter anderem um die Unterhaltung der Emscher, um die Abwasserentsorgung und -reinigung sowie um den Hochwasserschutz.

Die Zukunftsinitiative Klima.Werk

In der Zukunftsinitiative Klima.Werk arbeiten Emschergenossenschaft und Emscher-Kommunen zusammen an einer wasserbewussten Stadt- und Regionalentwicklung, um die Folgen des Klimawandels abzumildern und die Lebensqualität in den Quartieren zu steigern. Der grün-blaue Umbau startete 2005 mit der Zukunftsvereinbarung Regenwasser (ZVR) und entwickelte sich 2014 zur Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“ weiter, jetzt Zukunftsinitiative Klima.Werk.

Unter dem Dach des Klima.Werks wird das Ruhrkonferenz-Projekt „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ des Landes Nordrhein-Westfalen umgesetzt, an dem sich seit 2020 alle Wasserverbände der Region beteiligen. Die Förderkulisse des Projekts umfasst das Gebiet des Regionalverbandes Ruhr (53 Städte und Gemeinden). In den klimafesten Wandel sollen bis 2030 rund 250 Millionen Euro investiert und in ausgewiesenen Gebieten 25 Prozent der befestigten Flächen abgekoppelt und die Verdunstungsrate um 10 Prozentpunkte gesteigert werden. Die Serviceorganisation der Zukunftsinitiative bei der Emschergenossenschaft setzt mit den Städten die Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung um. Dazu gehören zum Beispiel Dach- und Fassadenbegrünungen, die Entsiegelung von Flächen, das Anlegen von unterirdischen Speichern (Rigolen) oder die Schaffung von Versickerungsflächen für Regenwasser.