Vitamin Blau-Grün: Rezepte für lebenswerte Städte
Ausrichter des zweitägigen Expertenforums (18./19. Oktober) im Landschaftspark Nord sind 2023 die Wirtschaftsbetriebe Duisburg (WBD). Das Motto der Veranstaltung mit rund 350 Teilnehmer*innen: „Vitamin Blau-Grün: Rezepte für lebenswerte Städte – gemeinsam für eine klimaresiliente Region“. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas hat am ersten Tag per Videobotschaft die Dringlichkeit des Themas Klimaanpassung angesprochen.
NRW-Umweltminister besucht Tagung im Landschaftspark
Oliver Krischer, Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, besuchte am ersten Vormittag ebenfalls das Expertenforum. Er zeigte sich beeindruckt von der städteübergreifenden Zusammenarbeit, bei der schon viele Projekte realisiert worden sind. „Das ist enorm wichtig angesichts der Größe der Herausforderung. Denn die Klimakrise wird immer mehr zur Belastung für die Menschen, die Umwelt und die Infrastruktur. Wir brauchen deshalb einen ambitionierten Klimaschutz und eine vorsorgende Klimaanpassungspolitik. Wir müssen NRW fit machen für die Zukunft. Das geht nur, wenn alle mitmachen: Kommunen, aber auch Unternehmen, Wohnungsbaugesellschaften sowie Bürgerinnen und Bürger."
Utopie zeigt das Ziel: Mehr Raum für Wasser und Grün
Auch wenn der Video-Clip vom Hauptbahnhof nicht so schnell Realität wird: „Wir zeigen mit dieser Utopie, wie das Ziel aussieht und woran wir arbeiten: eine Stadt mit mehr Raum für Wasser und Grün, die so gegen die Folgen des Klimawandels mit zunehmendem Extremwetter wie Starkregen oder Hitze gewappnet ist und damit die Gesundheit der Bürger*innen schützt“, so WBD-Vorstand Uwe Linsen beim Expertenforum.
Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, machte deutlich: „Wir haben Lösungen für den klimaresilienten Umbau, der die Lebens- und Aufenthaltsqualität in unseren Städten erhält und verbessert. Die Umgestaltung zur Schwammstadt kostet Geld, dafür brauchen Kommunen und Wasserwirtschaft Unterstützung von Land und Bund. Aber die Schäden im Nachhinein zu bezahlen, ist auf jeden Fall teurer.“
Stärkung des natürlichen Wasserkreislaufs
Schwammstadt - das bedeutet die Stärkung des natürlichen Wasserkreislaufs: Regenwasser wird nicht mehr in die Kanalisation abgeleitet, sondern lokal zurückgehalten, gespeichert oder einem Gewässer zugeführt. Es kann ins Grundwasser versickern, der Bewässerung dienen oder verdunsten und damit die Umgebung kühlen. Die Entsiegelung von Flächen, die Abkopplung von Regenwasser von der Kanalisation, der Bau von Versickerungsmulden, unterirdischen Speichern oder offenen Ableitungsrinnen, die Zuleitung von Regenwasser zum Gewässer oder Dach- und Fassadenbegrünungen: Diese Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung zeigt auch ein Film (Youtube: https://youtu.be/HfjCA8ZdG4w) mit Beispielen aus Duisburg: In dem neuen Stadtteil Sechs-Seen-Wedau wird Niederschlagswasser auf der Fläche zur Versickerung zurückgehalten und fließt nicht mit dem Abwasser in die Kanalisation. Auch im Wohnquartier Angerbach wird Regenwasser von den Dächern über offene Rinnen in Mulden geleitet und über ein Filtersystem dem Angerbach zugeführt.
Impulse von Gesundheitswissenschaftlerin und künftiger Astronautin
Bei der Fachtagung im Duisburger Landschaftspark erhalten die Teilnehmer*innen Impulse zum Thema von Prof. Dr. Heike Köckler von der Hochschule für Gesundheit in Bochum (Zusammenhang Wohnort und Gesundheit) und von Dr. Insa Thiele-Eich, Klimatologin und künftige Astronautin. Im Anschluss arbeiten die Fachleute in Workshops konkret an Projekten und können bei Exkursionen gute Beispiele für Klimaanpassung entdecken: das ehemalige Zechengelände Dinslaken-Lohberg, den Landschaftspark Duisburg Nord, klimaresiliente Wohnquartiere in Mülheim oder Sechs-Seen-Wedau.
Das 9. Expertenforum findet 2024 in Bottrop statt.