Fassaden-begrünung in Bottrop

Grüne Oase am Parkhaus

Fertiger Bau der Fassadenbegrünung.

Die grüne Fassade an der Westseite des Parkhauses am Hauptbahnhof Bottrop, die seit Mai 2022 in verschiedenen Farben blüht, ist für die Reisenden ein attraktiver Blickfang. Überdies mildert die vertikale Vegetation die ungünstigen bioklimatischen Verhältnisse am hochgradig versiegelten Standort, der zudem geprägt ist durch Straßenlärm und Staub. Die Pflanzen binden den Staub, kühlen über die Verdunstung ihrer Blätter die Umgebung und steigern die Artenvielfalt: Insekten finden hier reichlich Nahrung.

Größtes Fassaden-Projekt in Bottrop

Viele Seiten profitieren

Dort, wo versiegelte Flächen wie Asphalt und Beton die Hitze speichern, kann es richtig heiß werden. Innenstädte können sich daher in heißen Sommern um bis zu zehn Grad mehr aufheizen als Stadtteile, die weniger dicht bebaut sind. Auch der Standort rund um den Hauptbahnhof in Bottrop gehört in die Kategorie der Räume, die derart belastet sind und braucht daher mehr Grün, um die Folgen des Klimawandels abzufedern. Da die Stadt Bottrop bereits sehr gute Erfahrungen mit dem grünen Zimmer – eine Art mobiler, begrünter Container – und einer kleinen Lärmschutzwand an einer Bushaltestelle nahe der City gemacht hat, wagten sich ihre Umweltexpert:innen an die Planung der Fassadenbegrünung der Betonwand an der Westseite des städtischen Parkhauses.

Gerade an diesem belasteten Standort hat die begrünte Fassade viele positive Effekte:

  • Sie wertet die graue Betonwand am Parkhaus optisch auf und verschönert das Umfeld 
  • Die Reisenden am Hauptbahnhof empfinden die begrünte Wand als wohltuend
  • Die vertikale Vegetation verbessert das Mikroklima, weil sich über die Verdunstung der Blätter die Umgebung abkühlt – so heizt sich die hoch versiegelte Umgebung in heißen Sommern nicht so stark auf
  • Die Umgebung wird über den Sauerstoff-Ausstoß der grünen Pflanzen mit mehr Frischluft versorgt
  • Die Pflanzen binden den Feinstaub und dämpfen den Straßenlärm
  • Die Vegetation fördert die Artenvielfalt, weil Blüten und Früchte Nahrung für Insekten und Vögel sind
  • Auf den angrenzenden Freiflächen der grünen Wand gibt es weniger Graffiti-Schmierereien als vorher

Mit 80 Quadratmeter Fläche ist sie das dato das größte städtische Begrünungsprojekt dieser Art. Die Stadt Bottrop wurde dabei von der Emschergenossenschaft unterstützt.

Info

Von den 130.000 Euro Gesamtkosten finanzierte das Land Nordrhein-Westfalen 80 Prozent aus dem Fördertopf des Ruhrkonferenz-Projektes „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“. Die Emschergenossenschaft steuerte die restlichen 20 Prozent bei. Die Stadt Bottrop stellte 25.000 Euro für die Fertigstellungs- und Entwicklungspflege in den ersten vier Jahren bereit.

Zitat-Anfang Die grüne Wand wirkt sich nicht nur positiv auf das Mikroklima aus, sie bildet auch für die Bahnhofsbesucher ein attraktives Umfeld. Zitat-Ende

Klaus DalkowskiMitarbeiter der Serviceorganisation der Zukunftsinitiative Klima.Werk bei der Emschergenossenschaft

Dauerhaftes Grün benötigt ein wenig Pflege

Wie auch schon bei der kleinen Lärmschutzwand entschied sich die Stadt Bottrop für eine wandgebundene Begrünung, eine so genannte „Living Wall“. Anders als bei einer bodengebunden Fassadenbegrünung, bei der Kletterpflanzen im Boden wurzeln und nur langsam an der Wand hochwachsen, werden bei einem „Living Wall“-System vorkultivierte Pflanzen in Modulen (60 x 45 cm), die mit einem Substrat aus Mineralwolle befüllt sind, an einer Unterkonstruktion befestigt. Die Fassaden-Module sind hinterlüftet und werden über Tropfschläuche und senkrechte Steigleitungen automatisch mit Wasser versorgt und gedüngt, damit die Vegetation dauerhaft grün bleibt und blüht. Die regelmäßige Kontrolle der Pflanzen erfolgt über Sensoren im Pflanzensubstrat. Für die Versorgungstechnik mit Steuerungseinheit, Schaltschrank, Pumpen etc. wurde eigens ein Raum im Parkhaus eingerichtet. Per Fernwartung überwacht die Fachfirma die Vitalität der Pflanzen und übernimmt in den ersten vier Jahren im Auftrag der Stadt Bottrop die Entwicklungspflege. 

Die begrünte Fassade von einem Parkhaus
Im Juli 2022 ist die Wand schon gut gewachsen.

Info

Die Stadt Bottrop hat für die Versorgung der grünen Wand einen Anschluss für Frischwasser verlegt. Das Regenwasser eignet sich an diesem Standort nicht zur Bewässerung. Denn die Parkdecks, Zu- und Auffahrten müssen im Winter gestreut werden, so dass das Regenwasser salzhaltig ist und die Pflanzen schädigen würde. 

Zitat-Anfang Das Projekt ist eine klassische No-Regret-Maßnahme, die viele positive Effekte hat. So steigert sie auch die Artenvielfalt. Zitat-Ende

Henrike AbromeitStadtkoordinatorin der Zukunftsinitiative Klima.Werk in Bottrop

„Direkt nach der Installation im Mai 2022 war die Wand bereits grün“, stellt Henrike Abromeit fest. Sie ist Mitarbeiterin im Fachbereich Umwelt und Grün, Sachgebiet Klimagerechtigkeit, der Stadt Bottrop und Stadtkoordinatorin der Zukunftsinitiative Klima.Werk. Die Pflanzen seien schnell gewachsen. Bereits nach einem halben Jahr wurde der erste Schnitt notwendig. Zehn verschiedene blühende Stauden, buntlaubige Bodendecker und Gräser hat die Fachfirma so ausgewählt, dass sie viel Sonne vertragen können und sich das Blühbild der Wand über die Monate immer wieder verändert. Circa 60 Pflanzen befinden sich auf einem Quadratmeter. So besteht die grüne Wand aus gut 4.800 Pflanzen, die Insekten reichlich Nahrung bieten.

Vielfalt der Vegetation

  • Hedera helix: gemeiner Efeu
  • Pachysandra terminalis: Dickmännchen/Schattengrün
  • Geranium „Lohfelden“ und Geranium „Cambrigde“: Storchschnabel
  • Carex „Ice Dance“ und Carex „Evergold“: Segge
  • Bergenia cordifolia: Bergenie
  • Heuchera „Palace Purple“: rottblättriges Siberglöckchen
  • Iberis sempervivum: immergrüne Schleifenblume
  • Echinacea purpurea: purpurroter Sonnenhut
  • Teucrium chamaedrys: Edel-Gamander /Schafkraut
  • Ceratostigma plumbaginoides: chinesischer Bleiwurz
Nahaufnhame der Pflanzen der begrünten Fläche am Parkhaus.

Adresse

Am Hauptbahnhof 1
46242 Bottrop

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Weitere Informationen

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Header & unten: Kirsten Neumann/EGLV, Bildergalerie & Portraits: Zukunftsinitiative Klima.Werk / EGLV

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