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Eppmannsweg 32
45896 Gelsenkirchen
Um etwas für die Umwelt zu tun, hat sich die Lukaskirche im Gelsenkirchener Stadtteil Hassel beim Umgang mit dem Regenwasser für einen anderen Weg entschieden.
Regenwasser wird nicht mehr dem Abwassernetz zugeführt, sondern verbleibt auf dem Gelände und versickert kontrolliert ins Erdreich. Das ist gut für die Pflanzen, verbessert das städtische Mikroklima und spart obendrein noch Abwasserkosten. Das Projekt zeigt, wie sich in der Schwammstadt der natürliche Wasserkreislauf stärken lässt.
Regen prasselt auf das Kirchendach, füllt Dachrinnen und Fallrohre. Am Boden angekommen, fließt das Wasser aus den Rohren in Steinrinnen und versickert wenige Meter neben dem Kirchengebäude im Boden. Ein verregneter Sonntag, wie es ihn in den vergangenen viel zu heißen und zu trockenen Sommern seltener gab. In kleinen Gruppen stehen die Kirchenbesucher:innen nach dem Gottesdienst der Lukaskirche in Gelsenkirchen-Hassel zusammen und unterhalten sich – unter ihnen auch Baukirchmeister Jürgen Schlöhlein.
Schlöhlein deutet auf das Fallrohr und erklärt der kleinen Gruppe, was mit dem Wasser weiter passiert: „Noch vor wenigen Monaten war die Reise des Regenwassers hier nicht zu Ende. Aus den Fallrohren gelangte das natürliche Nass direkt in die Kanalisation, wurde vom Gelände weggeführt und mit dem übrigen Abwasser in der Kläranlage aufwändig aufbereitet.“ Schlöhlein weiß, wovon er spricht, denn er begleitete als Baukirchmeister das Projekt „Abkopplung der Dachflächen“ der Lukaskirche.
Heute bleibt das Regenwasser an Ort und Stelle. Der Regen, der auf das Kirchendach, den Kirchturm und den Kirchvorplatz fällt, wird seit Mai 2021 über Kanäle und Rinnen auf zwei Rasenflächen neben dem neben dem Kirchengebäude geleitet und versickert dort. Um auch größere Regenmengen von der insgesamt 1.500 Quadratmeter großen Fläche aufnehmen zu können, sind an der Oberfläche Mulden angelegt, in denen sich das Regenwasser sammeln und versickern kann. Dort wird es aufgefangen: Unter den Rasenflächen sind sogenannte Rigolen eingelassen. Das sind über ein Rohrsystem miteinander verbundene unterirdische Behälter, die das Wasser speichern und langsam an Baumwurzeln abgeben oder nach und nach ins Grundwasser abgeben.
„Wir haben nach Möglichkeiten gesucht, wie wir als Kirchengemeinde einen Beitrag zu mehr Klima- und Umweltschutz leisten können“, erinnert sich Schlöhlein. Das Ergebnis ist der sinnvolle und naturnahe Einsatz von Regenwasserversickerung auf einem bisher nahezu versiegelten Gelände. Positiver Effekt: Weniger Regenwasser in die Kanalisation geleitet, bedeutet weniger Abwassergebühren. Dank ihres Regenwassermanagements führt die Kirchengemeinde nun rund 1.450 Kubikmeter Niederschlag pro Jahr dem natürlichen Wasserkreislauf zu und nicht mehr dem städtischen Abwassersystem.
Das schont also nicht nur die Umwelt, es spart uns rund 1.500 Euro Abwassergebühren pro Jahr.
Jürgen SchlöhleinBaukirchmeister der Kirchengemeinde Buer-Hassel
Regenwasser gelangt so wieder in den natürlichen Wasserkreislauf. Es steht den Bäumen und Pflanzen direkt zur Verfügung, die so zusätzlich Feuchtigkeit aufnehmen können. „Das fördert die Verdunstungsleistung, kühlt damit die Umgebung und wirkt so dem immer häufiger auftretenden Hitzestau in Stadtquartieren entgegen“, weiß Ulrike Raasch. Sie ist Projektentwicklerin und „Versickerungsberaterin“ in der Serviceorganisation der Zukunftsinitiative Klima.Werk bei der Emschergenossenschaft. Sie hat das Projekt an der Lukaskirche begleitet. Der Wasserwirtschaftsverband hat die Baumaßnahme gemeinsam mit dem NRW-Umweltministerium mit insgesamt 93.000 Euro gefördert, die Landesmittel kamen aus dem Ruhrkonferenz-Projekt „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ (KRiS). Raasch: „Regenwasser vom Abwassernetz zu entkoppeln leistet einen wichtigen Beitrag zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Das Projekt der Lukaskirche hat Modellcharakter und zeigt, wie die Wasserbilanz und damit die Klimawirkung von bebautem Gelände enorm verbessert werden können.“
Die Mitglieder der Kirchengemeinde der Gelsenkirchener Lukaskirche sehen verregnete Sonntage jetzt sicher mit anderen Augen.
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