Regenver-sickerung

Lukaskirche Gelsenkirchen kann Klimaschutz

Zu sehen ist ein Panorama Foto der Lukaskirche in Gelsenkirchen.

Um etwas für die Umwelt zu tun, hat sich die Lukaskirche im Gelsenkirchener Stadtteil Hassel beim Umgang mit dem Regenwasser für einen anderen Weg entschieden.

Regenwasser wird nicht mehr dem Abwassernetz zugeführt, sondern verbleibt auf dem Gelände und versickert kontrolliert ins Erdreich. Das ist gut für die Pflanzen, verbessert das städtische Mikroklima und spart obendrein noch Abwasserkosten. Das Projekt zeigt, wie sich in der Schwammstadt der natürliche Wasserkreislauf stärken lässt.

  • Die Dachflächen des Kirchengeländes wurden von der Kanalisation abgekoppelt
  • In Mulden kann das Regenwasser langsam versickern
  • Baumrigolen speichern das Regenwasser und versorgen damit die Bäume

Regenabläufe von der Kanalisation abgekoppelt

Regenwasser wird im natürlichen Wasserkreislauf gehalten

Regen prasselt auf das Kirchendach, füllt Dachrinnen und Fallrohre. Am Boden angekommen, fließt das Wasser aus den Rohren in Steinrinnen und versickert wenige Meter neben dem Kirchengebäude im Boden. Ein verregneter Sonntag, wie es ihn in den vergangenen viel zu heißen und zu trockenen Sommern seltener gab. In kleinen Gruppen stehen die Kirchenbesucher:innen nach dem Gottesdienst der Lukaskirche in Gelsenkirchen-Hassel zusammen und unterhalten sich – unter ihnen auch Baukirchmeister Jürgen Schlöhlein.

Schlöhlein deutet auf das Fallrohr und erklärt der kleinen Gruppe, was mit dem Wasser weiter passiert: „Noch vor wenigen Monaten war die Reise des Regenwassers hier nicht zu Ende. Aus den Fallrohren gelangte das natürliche Nass direkt in die Kanalisation, wurde vom Gelände weggeführt und mit dem übrigen Abwasser in der Kläranlage aufwändig aufbereitet.“ Schlöhlein weiß, wovon er spricht, denn er begleitete als Baukirchmeister das Projekt „Abkopplung der Dachflächen“ der Lukaskirche.

Projekt im Video: Jürgen Schlöhlein und Tobias Unterbäumer erklären, wie Regenwasser an der Lukaskirche in Gelsenkirchen versickert.

Regenwasser bleibt und versickert

Heute bleibt das Regenwasser an Ort und Stelle. Der Regen, der auf das Kirchendach, den Kirchturm und den Kirchvorplatz fällt, wird seit Mai 2021 über Kanäle und Rinnen auf zwei Rasenflächen neben dem neben dem Kirchengebäude geleitet und versickert dort. Um auch größere Regenmengen von der insgesamt 1.500 Quadratmeter großen Fläche aufnehmen zu können, sind an der Oberfläche Mulden angelegt, in denen sich das Regenwasser sammeln und versickern kann. Dort wird es aufgefangen: Unter den Rasenflächen sind sogenannte Rigolen eingelassen. Das sind über ein Rohrsystem miteinander verbundene unterirdische Behälter, die das Wasser speichern und langsam an Baumwurzeln abgeben oder nach und nach ins Grundwasser abgeben.

Baukirchmeister und Stadtkoordinator vor der Lukaskirche Gelsenkirchen.
Vor der Lukaskirche in Gelsenkirchen: Jürgen Schlöhlein, Baukirchmeister der Kirchengemeinde Buer-​Hassel, und Tobias Unterbäumer, Stadtkoordinator in Gelsenkirchen für die Zukunftsinitiative Klima.Werk.

Mehr natürlicher Wasserkreislauf

Weniger Abwassergebühren

„Wir haben nach Möglichkeiten gesucht, wie wir als Kirchengemeinde einen Beitrag zu mehr Klima- und Umweltschutz leisten können“, erinnert sich Schlöhlein. Das Ergebnis ist der sinnvolle und naturnahe Einsatz von Regenwasserversickerung auf einem bisher nahezu versiegelten Gelände. Positiver Effekt: Weniger Regenwasser in die Kanalisation geleitet, bedeutet weniger Abwassergebühren. Dank ihres Regenwassermanagements führt die Kirchengemeinde nun rund 1.450 Kubikmeter Niederschlag pro Jahr dem natürlichen Wasserkreislauf zu und nicht mehr dem städtischen Abwassersystem.

Baukirchmeister Jürgen Schlöhlein lächelt in die Kamera, im Hintergrund sieht man eine Wiese.
Zitat-Anfang Das schont also nicht nur die Umwelt, es spart uns rund 1.500 Euro Abwassergebühren pro Jahr. Zitat-Ende

Jürgen SchlöhleinBaukirchmeister der Kirchengemeinde Buer-Hassel

4,5 Monate

So lange dauerte es vom ersten Spatenstich bis zur Fertigstellung der Anlage. Die Inbetriebnahme fand im Mai 2021 statt.

93.000 Euro

Mit diesem Betrag haben Emschergenossenschaft und Umweltministerium NRW das Projekt Regenwasserversickerung der Lukaskirche in Gelsenkirchen gefördert.

1.500 Quadratmeter

So groß ist die Fläche bestehend aus Kirchendach, Kirchturm und Kirchvorplatz, von der das Regenwasser nicht mehr in die Kanalisation gelangt, sondern direkt vor Ort den Pflanzen und dem Boden zugeführt wird.

1.450 Kubikmeter

Diese Regenwassermenge pro Jahr muss nicht mehr in einer Kläranlage aufwendig wiederaufbereitet werden. Das entlastet das Abwassersystem und stärkt das Mikroklima.

1.500 Euro

So viel Abwassergebühren spart die Kirchengemeinde der Lukaskirche in Gelsenkirchen-Hassel im Jahr, seitdem das Regenwasser nicht mehr in die Kanalisation geleitet wird, sondern vor Ort klimawirksam versickern kann.

Regenwasser gut fürs städtische Mikroklima

Regenwasser gelangt so wieder in den natürlichen Wasserkreislauf. Es steht den Bäumen und Pflanzen direkt zur Verfügung, die so zusätzlich Feuchtigkeit aufnehmen können. „Das fördert die Verdunstungsleistung, kühlt damit die Umgebung und wirkt so dem immer häufiger auftretenden Hitzestau in Stadtquartieren entgegen“, weiß Ulrike Raasch. Sie ist Projektentwicklerin und „Versickerungsberaterin“ in der Serviceorganisation der Zukunftsinitiative Klima.Werk bei der Emschergenossenschaft. Sie hat das Projekt an der Lukaskirche begleitet. Der Wasserwirtschaftsverband hat die Baumaßnahme gemeinsam mit dem NRW-Umweltministerium mit insgesamt 93.000 Euro gefördert, die Landesmittel kamen aus dem Ruhrkonferenz-Projekt „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ (KRiS). Raasch: „Regenwasser vom Abwassernetz zu entkoppeln leistet einen wichtigen Beitrag zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Das Projekt der Lukaskirche hat Modellcharakter und zeigt, wie die Wasserbilanz und damit die Klimawirkung von bebautem Gelände enorm verbessert werden können.“

Die Mitglieder der Kirchengemeinde der Gelsenkirchener Lukaskirche sehen verregnete Sonntage jetzt sicher mit anderen Augen.

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Eppmannsweg 32
45896 Gelsenkirchen

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