KlimAR.Werk-App: Das eigene Haus virtuell klimafest gestalten

Pressemitteilung vom 07.12.2023

Stadt Bochum, NRW-Umweltministerium und Emschergenossenschaft stellen neues Info-Angebot zur Klimafolgenanpassung vor. „Augmented Reality“-Anwendung für Bürger*innen und Fachplaner*innen.

Bochum. Wie kann ich mein Haus klimafest machen? Welche Rolle spielt dabei Regenwasser? Warum sollten in meinem Garten bestimmte Pflanzen wachsen? Und was ist eine Baumrigole? Mit der neuen App KlimAR.Werk können Bürger*innen ihre Immobilie virtuell an die Folgen des Klimawandels anpassen. Das digitale Info-Angebot haben die Stadt Bochum und die Emschergenossenschaft als Teil der Zukunftsinitiative Klima.Werk entwickelt. Das Land NRW hat die Anwendung für mobile Endgeräte mit 161.000 Euro gefördert.

In den Städten des Ruhrgebiets sind Folgen des Klimawandels spürbar: Öfter als früher regnet es kurz und sehr stark, dafür fällt zu anderen Zeiten kaum Niederschlag, im Sommer werden Hitzerekorde gebrochen. Extremwetter-Ereignisse kommen häufiger vor, „deshalb sind Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung genauso wichtig wie solche zum Klimaschutz“, erklärte Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch zur neuen "KlimAR.Werk"-App, die bis auf ein Modul überall anwendbar ist. „In Bochum und anderen Städten der Region bauen wir unsere Infrastrukturen nach dem Prinzip der Schwammstadt um.“ Das bedeutet, Regenwasser wird nicht mehr in die Kanalisation abgeleitet, sondern es kann versickern, wird gespeichert und zur Bewässerung genutzt.

Viele dieser städtischen Maßnahmen wie zum Beispiel unterirdische Speicher (Rigolen) liegen für Bürger*innen im Verborgenen. Oder ihre Bedeutung ist nicht auf den ersten Blick erkennbar wie bei Versickerungsmulden. Gleichzeitig gibt es viele Möglichkeiten für Hauseigentümer*innen oder Unternehmen, ihre Gebäude klimafest umzugestalten und so zu einem positiven Mikroklima in der Stadt beizutragen.

(v.li.): Matthias Börger, Abteilungsleiter im Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, Thorsten Pacha, Ingenieur für Wasserwirtschaft bei der Stadt Bochum, Susanne Düwel, Leiterin des Tiefbauamtes der Stadt Bochum, und Andreas Giga, Leiter der Serviceorganisation der Zukunftsinitiative Klima.Werk bei der Emschergenossenschaft.
Die neue App KlimAR.Werk stellten vor (v.li.): Matthias Börger, Abteilungsleiter im Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, Thorsten Pacha, Ingenieur für Wasserwirtschaft bei der Stadt Bochum, Susanne Düwel, Leiterin des Tiefbauamtes der Stadt Bochum, und Andreas Giga, Leiter der Serviceorganisation der Zukunftsinitiative Klima.Werk bei der Emschergenossenschaft. © Kirsten Neumann/EGLV

Klimaanpassung sicht- und erlebbar machen


„Mit der App KlimAR.Werk wollen wir Klimaanpassung sicht- und erlebbar machen, um so für das Thema zu sensibilisieren“, so Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender von Emschergenossenschaft und Lippeverband. Die Wasserwirtschaftsverbände haben sich mit Kommunen der Emscher-Lippe-Region in der Zukunftsinitiative Klima.Werk zusammengeschlossen, um den Umbau zur Schwammstadt gemeinsam umzusetzen und naturnahe Regenwasserbewirtschaftung, die den natürlichen Wasserkreislauf stärkt, zu etablieren. „Diese klimarobuste Umgestaltung können die Städte aber nicht allein stemmen, Private müssen mit ihren Flächen dazu beitragen, Fördergelder dafür gibt es“, so Uli Paetzel. Die App hat die Emschergenossenschaft zusätzlich zu den Landesmitteln mit rund 40.000 Euro gefördert.

 

App-Modul für die Wasserstraße


Die digitale Anwendung für mobile Endgeräte wie Smartphones oder Tablets hat zwei Module: „Klimaanpassung.Stadt“ und „Klimaanpassung.Privat“. Mit dem ersten Bereich können Nutzer*innen der App ein konkretes Beispiel für städtische Klimaanpassung entdecken: die Baumrigolen an der Wasserstraße in Bochum. Rigolen sind unterirdische Speicher für Regenwasser, die mit Baumstandorten entlang der Straße verbunden sind. Mit der Baumrigolen-Tour können Anwender*innen an vier Stationen die Funktionsweise der Speicher kennen lernen, dieses innovative Entwässerungssystem nachvollziehen sowie dessen Nutzen für Klimaanpassung in der Stadt. Der Einstieg in die Tour ist auf Höhe der Wasserstraße, Hausnummer 307 in 44789 Bochum über die dort positionierte Stele bzw. den entsprechenden Marker möglich. Die App hilft, den Startpunkt zu finden.

 

App-Modul für zu Hause


Der Bereich „Klimaanpassung.Privat“ ist ortsunabhängig anwendbar. Hier können Nutzer*innen ein Musterhaus und Mustergrundstück interaktiv erkunden. Das 3D-Modell stellt verschiedene Maßnahmen zum Umgang mit Regenwasser vor, mit denen Hauseigentümer*innen ihr eigenes Gebäude oder auch ihr Grundstück an die Auswirkungen des Klimawandels anpassen können (Dachbegrünung, Abkopplung von Flächen von der Kanalisation, Muldenversickerung etc.). Die Maßnahmen können Eigentümer*innen außerdem an ihrem eigenen Haus virtuell ausprobieren (Anpassung.Live). Beispielsweise kann die App simulieren, wie eine Garageneinfahrt aussähe, wenn sie entsiegelt und mit versickerungsfähigem Pflaster ausgestattet würde. Auch die klimaresistente Anpassung von Gärten mit entsprechenden Pflanzen kann die App durch die Positionierung von entsprechenden virtuellen Elementen am eigenen Haus visualisieren.

 

Info-Angebot für Fachplaner*innen


Im Modul „Klimaanpassung.Stadt“ bietet die App außerdem in einem eigenen Bereich ein Info-Angebot für Fachplaner*innen in Verwaltungen. Hier gibt es ein 3D-Modell des Rigolen-Systems an der Wasserstraße sowie zum Beispiel zusätzliche Informationen zu dessen Planung oder Instandhaltung. Auch diese Anwendung ist nicht ortsgebunden.

Die App ist im Apple Store und bei Google Play kostenlos verfügbar. Mehr Infos und der Link zum Download hier

Weitere Informationen auf:

Gründachförderung

Starkregenberatung

 

Die Ruhrkonferenz


Am Ruhrkonferenz-Projekt „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ beteiligen sich seit 2020 alle Wasserverbände der Region. Die Förderkulisse des Projekts umfasst das Gebiet des Regionalverbandes Ruhr (53 Städte und Gemeinden). In den klimafesten Wandel sollen bis 2030 rund 250 Millionen Euro investiert und in ausgewiesenen Gebieten 25 Prozent der befestigten Flächen abgekoppelt und die Verdunstungsrate um 10 Prozentpunkte gesteigert werden.

Die Ruhrkonferenz ist eine umfassende Initiative der Landesregierung, um das Ruhrgebiet als wirtschaftlich starke und lebenswerte Zukunftsregion mit allen Menschen zu gestalten. Der Prozess zur Entwicklung der Chancenregion Ruhr ist von Beginn an auf breite Beteiligung und das Engagement von Menschen und Partnern aus allen gesellschaftlichen Bereichen angelegt. Weitere Informationen

Die Zukunftsinitiative Klima.Werk

In der Zukunftsinitiative Klima.Werk arbeiten Emschergenossenschaft und Emscher-Kommunen zusammen an einer wasserbewussten Stadt- und Raumentwicklung, um die Folgen des Klimawandels abzumildern und die Lebensqualität in den Quartieren zu steigern. Der grün-blaue Umbau startete 2005 mit der Zukunftsvereinbarung Regenwasser (ZVR) und entwickelte sich 2014 zur Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“ weiter, jetzt Zukunftsinitiative Klima.Werk. Unter dem Dach des Klima.Werks wird das Ruhrkonferenz-Projekt „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ des Landes Nordrhein-Westfalen umgesetzt, an dem sich seit 2020 alle Wasserverbände der Region beteiligen. Die Förderkulisse des Projekts umfasst das Gebiet des Regionalverbandes Ruhr (53 Städte und Gemeinden). In den klimafesten Wandel sollen bis 2030 rund 250 Millionen Euro investiert und in ausgewiesenen Gebieten 25 Prozent der befestigten Flächen abgekoppelt und die Verdunstungsrate um 10 Prozentpunkte gesteigert werden. Die Serviceorganisation der Zukunftsinitiative bei der Emschergenossenschaft setzt mit den Städten die Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung um.

Die Emschergenossenschaft

 

Die Emschergenossenschaft ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen, das als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip lebt. Sie wurde 1899 als erste Organisation dieser Art in Deutschland gegründet und kümmert sich seitdem unter anderem um die Unterhaltung der Emscher, um die Abwasserentsorgung und -reinigung sowie um den Hochwasserschutz.

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