Die Hitzewellen in Deutschland nehmen schon seit Jahren zu, das zeigen die Daten der Wetterbeobachtung und Klimaforschung. Auch in den Städten des Ruhrgebiets waren die Sommer 2018, 2019 und 2022 besonders heiß, die Hitzerekorde gerade in Innenstädten erreichten punktuell die 40-Grad-Celsius-Marke. Wissenschaftler*innen prognostizieren: Auch wenn der Klimawandel abgebremst werden könnte, wird es häufigere, längere und intensivere Wetterextreme geben. Hitzephasen wirken sich in dicht bebauten und stark versiegelten Städten besonders unangenehm für Menschen und Tiere aus.
Urbane Ballungsräume besonders betroffen
Urbane Ballungsräume sind also besonders betroffen. Für die Emscher-Kommunen und den Kreis Recklinghausen Anlass zu handeln und gemeinsam mit der Emschergenossenschaft in der Zukunftsinitiative Klima.Werk an einer regionalen Abstimmung zu kommunalen Hitzeaktionsplänen zu arbeiten (HAP.regio). „Für Hochwasser-Lagen gibt es Einsatz- und Katastrophenschutzpläne, für belastende Hitzewetterlagen sind diese bisher nicht verpflichtend“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft. „Genau wie Starkregen macht jedoch auch Hitze nicht an den Stadtgrenzen halt, deshalb ist es sinnvoll, eine gemeinsame, abgestimmte Strategie zu entwickeln“, so Uli Paetzel.
Gemeinsam Vorsorge treffen für vulnerable Gruppen
Der Wasserwirtschaftsverband und die Kommunen setzen sich in der Zukunftsinitiative Klima.Werk gemeinsam für den klimarobusten Umbau der Region ein. Das Netzwerk für Klimaanpassung und dessen Serviceorganisation sind deshalb bestens dafür geeignet, auch die regionale Hitzeprävention mit den Partnern zu entwickeln. „Wir übernehmen gemeinsam Verantwortung und treffen gemeinsam Vorsorge“, sagt Sören Link, Oberbürgermeister der Stadt Duisburg, stellvertretend für seine Amtskolleginnen und -kollegen in den anderen Emscher-Kommunen und Städten des Kreises Recklinghausen. „Unser Ziel ist es, eine Blaupause mit einheitlichen Standards zu entwickeln, die als Basis für die Aufstellung von Hitzeaktionsplänen in den Kommunen dient. Im Fokus steht dabei besonders der Schutz und die Aufklärung vulnerabler Gruppen.“
Gefördert wird die Hitzeaktionsplanung mit rund 1,4 Millionen Euro durch das Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen (MWIKE). Das Ministerium setzt dafür Fördergelder aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE/Regio.NRW - Transformation) ein.
Abgestimmtes Vorgehen im Ernstfall
Die gemeinsame Strategie soll dafür sorgen, Tipps und Verhaltensempfehlungen in die Breite zu tragen und für den Ernstfall Vorsorge zu treffen sowie längerfristig die Hitze in den Städten zu reduzieren (Klimaanpassung). Das bedeutet: Im Falle einer Hitzewarnung des Deutschen Wetterdienstes soll es in Zukunft ein abgestimmtes Vorgehen in den Kommunen und auch untereinander geben. Festgelegt werden sollte zum Beispiel, welche Einheit in den Städten als zentrale Koordinierungsstelle fungiert oder wie die Meldekette ist (Kommunikationskaskade), um Schaden von Einwohner*innen abzuwenden. Auf städtischer Seite sind viele Akteure einzubinden, dazu gehören die Bereiche Gesundheit, Klima, Umwelt, Planung, Bevölkerungsschutz, Soziales u.a. mit Kita und Schule sowie Tiefbau. Auf der nicht-öffentlichen Seite gehören Ärzte, Pflegeeinrichtungen, Krankhäuser, Arbeitsschutz oder Sozialeinrichtungen zu den Zielgruppen.
Ergebnisse können alle Kommunen übernehmen
An der Hitzeaktionsplanung wird zeitnah in verschiedenen Arbeitspaketen gearbeitet, bis Anfang 2027 gibt es weitere Etappen zur Umsetzung von mittel- und langfristigen Maßnahmen. Die Ergebnisse können alle beteiligten Kommunen für ihre konkrete Hitzeaktionsplanung vor Ort übernehmen und sich die Bausteine und Maßnahmen heraussuchen, die lokal passen. Die Übertragung der Erkenntnisse auf weitere Städte zum Beispiel im Lippeverbandsgebiet wird im Rahmen des Projektes mitgedacht.
Partner in dem Projekt sind Bundes- und Landesorganisationen wie der Deutsche Wetterdienst (DWD), das Landeszentrum Gesundheit NRW (LZG.NRW), das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) oder der Regionalverband Ruhr (RVR), der Betriebskassen Landesverband Nordwest (BKK), das Deutsche Institut für Normung (DIN) sowie aus der Wissenschaft (Hochschule für Gesundheit Bochum, FOM Hochschule u.a.).