Adresse
Hohenleuchtestraße
59439 Holzwickede
Nur wenige 100 Meter von ihrem Ursprung entfernt, gesellt sich gezielt zugeführtes Regenwasser zu der noch jungen Emscher. Die an der Flussquelle gelegene Gemeinde Holzwickede führt natürliches Regenwasser aus ihrem Wohngebiet Hohenleuchte nicht ins Abwassernetz, sondern entwässert die Siedlung bei Regen über offene Rinnen. Das stärkt den Fluss und verbessert das Mikroklima. Holzwickede zeigt, wie naturnahe Regenwasserbewirtschaftung im kommunalen Umfeld funktioniert.
Das sieht man nicht alle Tage: Wer aus der Hohenleuchte- in die Vinckestraße abbiegt, dem fallen womöglich die mit Gitterrosten abgedeckten Rinnen entlang der Straße auf. 60 Zentimeter tief und 70 Zentimeter breit sind sie und begleiten die Spaziergänger:innen auf Schritt und Tritt. Ein insgesamt rund 1,5 Kilometer langes Rinnensystem hat die Gemeinde Holzwickede in ihrem Wohngebiet Hohenleuchte angelegt. Hinein fließt, was vom Himmel fällt: Regenwasser.
Über Straßen, Gehsteige, aus Hauseinfahrten und von Hausdächern der angrenzenden Wohngebäude fließt das Wasser durch die Gitter in die Rinnen und wird von ihnen bis an den Siedlungsrand geführt. Dort wird es in einem Auffangbecken gleich neben dem Bachbett der Emscher gesäubert und kann dort versickern. „Für die dort noch kleine Emscher ist das ein kräftiger Schluck Regenwasser“, weiß Guido Geretshauser, der bei der Emschergenossenschaft/Lippeverband (EGLV) auf die Regenwasserabkopplung spezialisiert ist.
Was sich unter den Gitterrosten befindet ist nicht nur ein Rinnensystem, es ist ein anschauliches Beispiel für naturnahe Regenwasserbewirtschaftung.
Guido Geretshauser Projektentwickler bei Emschergenossenschaft/Lippeverband
2006 startete das Projekt, Regenwasser in der Holzwickeder Wohnsiedlung Hohenleuchte nicht mehr in die Kanalisation abzuleiten, sondern vom kommunalen Abwassersystem abzukoppeln. Die Idee: Anstatt als Mischwasser in der nächstgelegenen Kläranlage zu enden, sollte das reine Regenwasser direkt vor Ort gleich neben der Emscher versickern und verdunsten. Geretshauser erklärt: „Damit verleihen wir der Emscher in ihrem Quellgebiet mehr Kraft und stärken unser lokales Mikroklima.“
„Bevor es an den Förderantrag ging, mussten erst die Anwohner:innen überzeugt werden“, erinnert sich Bernd Hellweg, der in Holzwickede für den Bau und Unterhalt von Abwasserbeseitigungsanlagen zuständig ist und das Projekt leitete. Mehr als 90 Prozent machten mit und erklärten sich für die Umbauarbeiten bereit, damit das Regenwasser von Dächern und Grundstücken naturnah genutzt werden konnte. Insgesamt sind heute mehr als 50 Wohnhäuser in der Siedlung an das Rinnensystem angeschlossen. Hellweg: „Die Bereitschaft der Anwohner war sehr groß, einen Beitrag für mehr Klimaschutz in der eigenen Gemeinde zu leisten.“
Der Förderbescheid des Landes Nordrhein-Westfalen in Höhe von rund 570.000 Euro kam im Juni 2010, die Baumaßnahmen starteten kurze Zeit später. In zwei Bauabschnitten wurden die mehr als 50 Gebäude und Grundstücke angeschlossen an das neue System. Heute sind über 20.000 Quadratmeter versiegelte Dach-, Grundstücks- und Straßenflächen vom Abwassersystem abgekoppelt. „Das entspricht rund drei Fußballfeldern“, rechnet Hellweg vor. „Eine Fläche, von der das Regenwasser heute dem Quellgebiet der Emscher zugutekommt. Und damit auch den Menschen, die hier leben.“
Hohenleuchtestraße
59439 Holzwickede
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Bilder: Zukunftsinitiative Klima.Werk / EGLV