Neuer Umgang mit Regen-wasser

Dezentrale Regenwasser-Bewirtschaftung

Versickerungsteich in Dortmund-Scharnhort.

Wie eine dezentrale Regenwasserbewirtschaftung für einen ganzen Stadtteil-Bezirk erfolgreich geplant und klimaresilient umgesetzt werden kann, beweist die Großwohnsiedlung Scharnhorst im grünen Nord-Osten von Dortmund.

Wasser als zentrales Element der Stadterneuerung

In Scharnhorst-Ost wurde Stadtentwicklung durch ein Konzept für Regenwasserabkopplung mit vielfältigsten Einsatzmöglichkeiten nachhaltig vorangetrieben. Im Jahr 1997 für das Modellprojekt „Neuer Umgang mit Regenwasser“ ausgewählt, hat die Planung und Umsetzung rund ein Jahrzehnt in Anspruch genommen. Das Ergebnis und das Engagement aller Beteiligten inklusive Anwohner:innen ist beispielhaft.

  • Anwohner:innen haben ein Großprojekt angestoßen: Die nachhaltige Regenwasserbewirtschaftung ihrer ganzen Siedlung
  • Bei der Planung und Umsetzung saßen alle an einem runden Tisch: Vom Stadtplanungsamt über die Mieterschaft und Wohnungsgesellschaften bis hin zu ansässigen Firmen oder Schulen
  • Anlass und fachliche Grundlage war die Erarbeitung eines neuen Zentralen Abwasserplans (ZAP), in dem die Regenwassermaßnahmen berücksichtigt wurden

Aktive Bürgerbeteiligung in Dortmund

Das Engagement war bei allen Beteiligten enorm, besonders bei den Anwohner:innen selbst. So haben sich verschiedene Arbeitskreise und Aktionen rund um das Thema Regenwasser gebildet, wie das mit Städtebaufördermitteln unterstützte „Regenwasserforum“, die Arbeitskreise „Naturlehrpfade“, „Wasserspaziergänge“, „Pädagogische Projekte“ sowie Fördervereine für die Regenwasseranlagen.

Ziele

Das Projekt soll Regenwasser als Ressource nutzen, Abwassergebühren einsparen und das städtische Kanalsystem entlasten. Durch Abkopplung und Umleitung von Regenwasser zum Beispiel in Bachläufe, Rinnsale oder Wasser-Spielplätze soll Wasser zu einem stadtgestalterischen Element werden, das die Wohnqualität aufwertet.

Beispiele für nachhaltige Regenwasser-Bewirtschaftung

Auswahl einiger Maßnahmen zur Klimaresilienz

Quellteich, Wasserläufe & Wasserspeier

Der Quellteich, die offenen Wasserläufe in der Siedlung und der Wasserspeier am Kirchenplatz werden durch gesammeltes Regenwasser aus unterirdischen Regenwasserzisternen gespeist, die Pumpen für einen Quellteich werden durch Photovoltaikmodule mit Strom versorgt.

Tiefbeete

Regenwasserbewirtschaftung in der Severingstraße: Die Abflüsse werden in sogenannten Tiefbeeten – eine Art überdimensionale Baumscheiben – zwischengespeichert, um dann dort versickern zu können.

Teichanlage

Teichanlage Paul-Dohrmann-Schule: Regenwasser wird von den Gebäudedächern abgeleitet und gelangt über eine zentrale offene Wasserrinne in den Teich mit Versickerungszone.

Bachläufe

Parallel erfolgte die naturnahe Umgestaltung der Bachläufe – mit Infotafeln über die Historie, aufgestellt durch den Lippeverband.

Naturnaher Umgang mit Regenwasser

Hohe Aufenthaltsqualität

Das Ergebnis ist beeindruckend: Die zuvor als reines Abstandsgrün angelegten Freiflächen wurden durch zahlreiche seh- und erlebbare Wasserbereiche aufgewertet. Entstanden sind im Wohnumfeld viele Aufenthaltsorte und Spielmöglichkeiten wie offene Wasserläufe, Teichanlagen, Wasserspielplätze oder Wasserspeier am Kirchenplatz. Die Umsetzung der Maßnahmen zur naturnahen Regenwasserbewirtschaftung in Scharnhorst-Ost hat nachhaltige Impulse für die Zukunft des Stadtteils gesetzt.

Und nicht nur perspektivisch setzt das Projekt Maßstäbe. Auch ganz unmittelbar hat es positive Effekte:

  • Aktive Beteiligung der Bürger:innen mit hohem Engagement in Arbeitskreisen und Initiativen
  • Senkung der Mietnebenkosten durch Wegfall der Niederschlagswassergebühren
  • Entlastung des städtischen Kanalsystems durch Regenwasserabkopplung und Bewirtschaftung vor Ort
  • Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität durch erlebbare Wasserelemente

Daten, Fakten ...

9

Jahre Planungs- und Bauphase

117

Hektar Gesamtareal der Siedlung

12

Prozent Regenwasserabkopplung

… und Kosten

586.000

Euro Fördermittel durch das Umweltministerium des Landes NRW

2,15

Millionen Euro Fördermittel durch das Bauministerium des Landes NRW

50

Millionen Euro Investition der Wohnungsunternehmen

Klimaschutz für die Kleinen

Besonders die Kinder freuen sich über die unzähligen Wasserspiel-Möglichkeiten in ihrem Viertel. Zum Beispiel in der Kita Am Stuckenrodt: Wasserläufe und ästhetische Staustufen laden zum Spielen ein. Für alle ein besonderer Hingucker: Die farbenfrohe Schlange, die das Regenwasser vom Dach ausspeit. Und sogar die Pflege von Teichanlagen wird zum Teil von Schüler:innen der Paul-Dohrmann-Schule übernommen. Durch die Schul- und Kindergartenkonzepte werden so auch jüngere Generationen für Klima- und Naturschutz sensibilisiert.

Die Projektbeteiligten in Scharnhorst-Ost:

  • Stadt Dortmund (Stadtentwicklungs- und Stadtplanungsamt/Tiefbauamt)
  • Schulen
  • Kitas
  • Gemeinden
  • Anwohner:innen
  • Wohnungsunternehmen (DOGEWO21, LEG Wohnen, Vonovia [früher GAGFAH]
  • Spar- und Bauverein eG Dortmund)
  • Lippeverband

Adresse

Buschei 112-108
44328 Dortmund

Zur Routenplanung hier klicken

Weitere Informationen

Copyright ©

Header: Zukunftsinitiative Klima.Werk/EGLV