Straße wird klimaresilient

Gladbeck wappnen gegen Klimafolgen

Eine Luftaufnahme von den Straßen und Häusern der Stadt Gladbeck.

Bei der Umgestaltung der Wiesmannstraße im Gladbecker Süden schafften die Straßenplaner:innen nicht nur mehr Platz für den Radverkehr, sie ließen eine Stadtentwässerung als natürliche Klimaanlage im Bereich des Mittelstreifens mit Mulden und unterirdischen Rigolen bauen.

Der eigens tiefergelegte Mittelstreifen kann so viel Regenwasser aufnehmen. Bei Trockenheit werden die Bäume dort über die Rigolen versorgt, die Bäume in den neu gestalteten äußeren Grün- und Parkflächen über eine automatische Bewässerung.

  • 1.800 Quadratmeter wurden durch die Umgestaltung entsiegelt
  • Das Projekt vereint Straßenbau und Klimafolgenanpassung
  • 56 Bäume wurden gepflanzt, viele davon mit automatischer Bewässerung

Neuer Querschnitt für die Wiesmannstraße

Mit der Umgestaltung der Wiesmannstraße, die als Hauptverkehrsstraße auch über die Stadtgrenze zu Gelsenkirchen hinausgeht, treiben die Gladbecker Straßenplaner:innen nicht nur die Verkehrswende voran. Sie machen den 450 Meter langen Straßenabschnitt zudem fit für eine Anpassung an die Folgen des Klimawandels.

Die besondere Herausforderung

Die Wiesmannstraße fiel von der nördlichen Straßenseite nach Süden ab. Diese Schräglage hätte für die Anwohner:innen der Südseite bei künftigen starken Regenfällen problematisch werden können. So entschied man sich für einen komplett neuen Straßenquerschnitt: Tiefpunkt der Straße ist nun der begrünte Mittelstreifen, an den sich in jeder Fahrtrichtung eine Fahrspur für den Autoverkehr anschließt.

Die zweite Fahrspur, ohnehin in der Vergangenheit zumeist zugeparkt, wurde zum Radweg. Im Westen ersetzt ein Kreisverkehr mit begrünter Mittelinsel den einst komplett asphaltierten Knotenpunkt, über den die Horster und auch die Breuker Straße angebunden sind. An den Straßenrändern legte die Stadt neben dem schon immer breiten, jetzt neu gepflasterten Gehweg einen Grünstreifen mit Beeten für Straßenbäume und Stauden an, der durch Parkbuchten unterbrochen ist. Insgesamt entsiegelte die Stadt Gladbeck so circa 1.800 Quadratmeter Fläche.

Info

Die Umgestaltung der Wiesmannstraße war ein interdisziplinäres Tiefbau-Projekt, an dem unterschiedliche Fachrichtungen der Stadt Gladbeck beteiligt waren sowie die Stadt Gelsenkirchen und die Untere Naturschutz- und Wasserbehörde des Kreises Recklinghausen.

Stadtentwässerung

Natürliche Klimaanlage der Straße

Durch die Schrägneigung zur Mitte der Straße hin wird das Regenwasser von den Gehwegen, den Parkstreifen und den Fahrbahnen in den mit Bäumen begrünten Mittelstreifen gelenkt. Dieser liegt im Schnitt etwa 50 Zentimeter tiefer als die Fahrbahn. Auf kompletter Breite ist der Grünstreifen als langgezogene Versickerungsmulde mit unterirdischen Rigolen angelegt, lediglich unterbrochen durch Zufahrten für Anlieger:innen und Querungshilfen für Fußgänger:innen.

Die Rigolen bestehen aus einer mit Vlies umschlossenen groben Schotterschicht und Pflanzenmaterial für die Bäume. Das Vlies soll die Hohlräume des Schotters vor Feinstaub schützen, damit sie nicht verstopfen. In der Schotterschicht wird das Wasser zurückgehalten und bei Trockenheit an die Baumwurzeln abgegeben. So soll verhindert werden, dass sich Regenwasser auf den Fahrbahnen staut und bei Starkregen auf angrenzende Grundstücke fließt.

Zu sehen ist eine Versickerungsmulde die sich gerade im Bau befindet.

In den Mittelstreifen westlich und östlich des Kreisverkehrs werden im Abstand von etwa zehn Metern 40 Straßenbäume gepflanzt. Staut sich das Wasser dennoch in den Mulden, kann es über seitlich angelegte Notüberläufe in einen bestehenden Abwasserkanal geleitet werden. Die Kontrolle der Notüberläufe erfolgt über Sensortechnik.

Das neu angelegte Entwässerungssystem …

  • entlastet das Kanalnetz und damit auch die Kläranlagen,
  • führt das Regenwasser in den natürlichen Wasserkreislauf zurück,
  • bietet Schutz vor Überflutungen für die südlichen Wohnhäuser,
  • speichert stattdessen das zurückgehaltene Regenwasser für die Bepflanzung,
  • ermöglicht ein verzögertes Versickern des Regenwassers,
  • trägt zur Verdunstung des Wassers bei und sorgt dafür, dass in trockenen Monaten im Straßenbereich keine Hitzeinsel entsteht.
Zitat-Anfang Der Mittelstreifen der Wiesmannstraße ist die natürliche Klimaanlage der Straße. Zitat-Ende

Christian WeißProjektleiter Planung und Straßenplaner der Stadt Gladbeck

Straßenbäume werden automatisch bewässert 

Baumrigolen sorgen auch bei Trockenheit für Stadtgrün

Von den 56 Straßenbäumen, die im Frühjahr 2023 ebenso wie zahlreiche Stauden in den Beeten der äußeren Grünstreifen sowie an der angebundenen Horster und Breuker Straße gepflanzt werden, erhalten 25 eine automatische Tropfrohrbewässerung. Diese werden östlich des Kreisverkehrs an der Wiesmannstraße stehen.

Zitat-Anfang Bei der Planung zur Umgestaltung der Wiesmannstraße haben wir die künftigen Folgen des Klimawandels mitgedacht. Zitat-Ende

Marco KimmeskampEntwässerungsfachmann der Stadt Gladbeck

Info

Die Gesamtinvestition des Tiefbau-Projekts liegt bei 3,5 Millionen Euro. Davon trägt das Land Nordrhein-Westfalen gemäß der Richtlinie zur Förderung kommunalen Straßenneubaus 65 Prozent.

Von einer Trinkwasser-Übergabe-Station wird das Wasser über eine 550 Meter lange Transportleitung zu den Baumscheiben geleitet. Die Regelung des Zulaufs erfolgt über ein ferngesteuertes Ventil im Entnahmeschacht. Über geschlitzte Membranschläuche wird das Wasser an die Wurzeln abgegeben. Dadurch verdunstet besonders wenig Wasser im Vergleich zu einer Bewässerung von oben. Bei großer Trockenheit wird die Bewässerung automatisch ausgelöst.

Zu sehen ist ein grauer Kasten mit einer Wasserpumpe im Inneren (Bewässerungssystem), welche automatisch Bäume bewässert.
Versteck im Kasten: Ein Bewässerungssystem für Baumrigolen.

Adresse

Wiesmannstraße
45968 Gladbeck

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Weitere Informationen

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Hans Blossey/Stadt Gladbeck